Page 7 - BDL Jahresbericht 2015
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Infrastruktur. Mit den angekündigten zusätzlichen 15 Mrd. Euro an Investitionsmitteln von Bundesseite und den Empfeh- lungen der Expertenkommission zur Förderung der Investiti- onstätigkeit in Deutschland gibt es immerhin erste Schritte in die richtige Richtung. Aber auch die privaten Investitionen liegen im internationalen Vergleich deutlich zu niedrig. Hier brauchen wir dringend bessere Rahmenbedingungen. Derzeit sieht mehr als jedes zweite Industrieunternehmen Hemmnis- se, die verhindern, am Standort Deutschland Geld in die Hand zu nehmen. Die unsichere Entwicklung der Energiekosten und der zunehmende Fachkräftemangel belasten die Zukunftspla- nungen vieler Unternehmen.
Wiedereinführung der degressiven Abschreibung
Zudem werden gerade steuerliche Bedingungen als Inves- titionshindernis gesehen. Hier muss die Politik endlich die Weichen für einen besseren steuerlichen Investitionsrahmen setzen. Die gemeinsame Forderung von BDL und DIHK nach einer Wiedereinführung der degressiven Abschreibung wäre ein wichtiger Schritt. Die degressive AfA entspricht am ehes- ten dem tatsächlichen Wertverlust über den Lebenszyklus von Maschinen und Anlagen und würde einen wichtigen Impuls für die Investitionstätigkeit geben. Gleichzeitig führt sie für den Staat nur zu einer zeitlichen Verlagerung der Einnahmen: Den anfänglich höheren Abschreibungen stehen bei der degressi- ven AfA geringere Wertminderungen in späteren Jahren ge- genüber. Anfängliche Mindereinnahmen würden damit durch höhere Steuern in späteren Jahren mindestens aufgeholt. Und da die dadurch angestoßenen Investitionen zusätzliches Wachstum bringen würden, würden die späteren Einnahmen die ursprünglichen Ausfälle wahrscheinlich sogar deutlich übertreffen.
Auch beim Instrument Leasing wird derzeit nicht jede Wei- che richtig gestellt. Für kapitalmarktorientierte Unternehmen werden die geplanten Änderungen bei der Behandlung von Leasing in der Bilanz voraussichtlich negative Auswirkungen auf wichtige Bilanzrelationen haben. Wenn Leasing in jedem Fall aktiviert werden muss, steigt auch der Fremdkapitalanteil im Unternehmen. Und auch an anderer Stelle – etwa bei den Überlegungen des Baseler Ausschusses zum Risikogehalt von Leasing-Geschäften – drohen neue Belastungen. Hier wird der DIHK wachsam bleiben und sich für den Schutz bewährter Finanzierungsinstrumente einsetzen.
Die deutschen Leasing-Unternehmen halten aber nicht nur an vergangenen Erfolgen fest, sondern wagen auch erfolg- reich Neues. Ein Bereich, den ich hier besonders hervorhe- ben möchte, ist das gemeinsame Projekt des BDL und des Verbands Deutscher Bürgschaftsbanken, die Angebote der jeweiligen Mitglieder besser aufeinander abzustimmen. Durch
ein verbessertes Angebot an Leasing-Bürgschaften sollen auch kleine Unternehmen und insbesondere Existenzgründer leichter Möglichkeiten erhalten, die Vorteile von Leasing-In- strumenten zu nutzen. Da die Finanzierung von größeren In- vestitionen gerade für diese beiden Gruppen oft eine beson- dere Herausforderung darstellt, besteht hier ein großes Poten- zial, den Finanzierungszugang in Deutschland in der Breite der Unternehmen weiter zu verbessern.
Investitions nanzierung für die Zukun sfähigkeit entscheidend
Entscheidend für unsere Zukunftsfähigkeit ist die Investitions-  nanzierung in der Breite der Unternehmen. Davon sollte auch so manches Modethema nicht ablenken. In Europa reden wir derzeit viel über die Kapitalmarktunion, und sicherlich ist ein besserer Binnenmarkt im Kapitalverkehr eine gute Sache. Aber für die überwiegende Mehrheit der Unternehmen bleiben der Bankkredit und die Leasing-Finanzierung entscheidend. Ich bin mir sicher, die deutschen Leasing-Gesellschaften werden die Unternehmen bei ihren Investitionen weiter unterstützen – für den wirtschaftlichen Erfolg von heute und von morgen. a
Gastkommentar 5
Dr. Eric Schweitzer
Foto: DIHK/Thomas Kierok
Jahresbericht 2015


































































































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