Page 3 - BDL Jahresbericht 2016

Editorial
die leasing-Wirtschaft ist prädestiniert, investitionen in industrie 4.0 zu realisieren
die leasing-Wirtschaft ist gut ins Jahr 2016 gestartet. bei getrübter investitionsstimmung der deutschen Wirtschaft steigerten die leasing-unternehmen in den ersten drei mo- naten ihr neugeschäft um zehn Prozent. damit setzte die branche ihre positive Entwicklung des vorjahres fort: 2015 wuchs das neugeschäft mit ausrüstungsgütern um sieben Prozent und damit deutlich stärker als die gesamtwirtschaft- lichen ausrüstungsinvestitionen (4,5 Prozent). leasing ge- wann erneut marktanteile, die mobilien-leasingquote stieg auf 23,3 Prozent. damit erweist sich leasing einmal mehr als investitionspartner der deutschen Wirtschaft, vor allem des mittelstandes. von den rund 1,8 mio. neuen verträgen des vergangenen Jahres wurden über 85 Prozent mit mittel- ständischen unternehmen abgeschlossen.
die konjunkturellen aussichten für das laufende Jahr stimmen jedoch nur verhalten optimistisch. nach der gemeinschafts- diagnose frühjahr 2016 der führenden Wirtschaftsinstitute sollen die investitionen in maschinen, fahrzeuge, iT und an- dere Wirtschaftsgüter trotz eines moderaten aufschwungs nur um 2,5 Prozent sowie im nächsten Jahr um 3,3 Prozent zunehmen. dies ist zu wenig, um den investitionsrückstand in deutschland aufzuholen und den Kapitalstock zu sichern. zu- mal die geplanten investitionen in erster linie dem Ersatz die- nen und Erweiterungsinvestitionen eine untergeordnete Rolle spielen. signale für eine Änderung des investitionsklimas sind nicht zu erkennen, genauso wenig wie von seiten der bundes- regierung nachhaltige investitionsanreize zu erwarten sind.
Wachstumspotenzial sieht die leasing-Wirtschaft im digita- len Wandel der deutschen Wirtschaft. hier stehen enorme investitionen an, um deutschlands Position im globalen Wett- bewerb zu sichern. die finanzierung dieser investitionen er- weist sich jedoch in den unternehmen als hemmnis, denn sie stellt für die finanzierungspartner eine herausforderung dar: Es geht nicht mehr ausschließlich um klassische anlagegü- ter, sondern verstärkt um innovative, vernetzte Prozesse, um „weiche investitionen“ in immaterielle Werte wie software
oder Patente. die leasing-unternehmen sind aufgrund der Quali kationen ihrer beschäftigten prädestiniert, diese inves- titionen zu realisieren. leasing bietet damit eine chance, das Potenzial von industrie 4.0 in den unternehmen zu heben.
damit die leasing-Wirtschaft diese investitionen nanzieren kann, braucht sie klare Rahmenbedingungen. diese reichen von rechtlichen fragen zum datenschutz, urheberrecht so- wie haftungsfragen bis zu steuerlichen aspekten. industrie 4.0 beschleunigt das innovationstempo. die abschreibung der investitionen müsste daher den verkürzten innovations- zyklen auch steuerlich angepasst werden, mit afa-zeiten, die den tatsächlichen Wertverlauf widerspiegeln. Eine schnelle abschreibung für software und anlagegüter oder auch son- derabschreibungsmöglichkeiten wie sie der arbeitskreis industrie 4.0 im mittelstandsbeirat des bundeswirtschafts- ministeriums im september 2015 gefordert hat, halten wir für erfolgversprechend, um die notwendigen investitionen in industrie 4.0 zu unterstützen.
zu den fördernden Rahmenbedingungen für die leasing- Wirtschaft gehört auch eine Regulierung mit augenmaß, die das Proportionalitätsprinzip im blick behält. die aktuelle poli- tische diskussion um eine „small banking box“ lässt auf Pro- blembewusstsein seitens der Politik hoffen. der europäische Trend zur vereinheitlichung der aufsicht mit einer Orientie- rung an großbanken führt in die falsche Richtung und gefähr- det die vielfalt der geschäftsmodelle. und was auf kleinere banken zutrifft, muss insbesondere auch für mittelständische leasing-gesellschaften gelten, zumal unser geschäftsmodell das geringere Risiko beinhaltet.
martin mudersbach, Präsident des bdl
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