Page 51 - BDL Jahresbericht 2015
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diten für Bundeswertpapiere zeigt auch im mehrjährigen Verlauf ein historisch niedriges Niveau. „Die Konvergenz kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Marktteil- nehmer auch mittelfristig keine Änderungen erwarten“, sagt Christina Brand, stellvertre- tende Vorsitzende des BDL-Ausschusses für Finanzierungsfragen. Weiter führt sie aus, dass die Re nanzierungskonditionen im Lea- sing sowohl beim Kredit als auch bei der For- faitierung dieser Entwicklung gefolgt sind und aktuell Tiefststände erreicht haben.
Als fundamentaler Hintergrund der Rendite- entwicklung wird die expansive Geldpolitik der EZB angesehen, mit der niedrigen In a- tionsraten begegnet und die Realwirtschaft stimuliert werden sollen. So führte die EZB im Juni 2014 erstmals Negativzinsen für kurz- fristige Bankeinlagen ein. Kurz darauf starte- ten im Herbst die langfristigen Kreditangebo- te (TLTROs), die ausdrücklich an die Vorgabe geknüpft wurden, die Kreditvergabe an priva- te Haushalte und Unternehmen auszuweiten.
Noch massiver wird das im Januar 2015 beschlossene Programm der EZB zur Aus- weitung der Ankäufe von Wertpapieren auf Staatsanleihen wirken. Es soll mindestens bis September 2016 laufen und sieht ein monatliches Ankaufvolumen von 60 Mrd. Euro vor. Damit ist vor dem Hintergrund überbordender Liquidität in Deutschland ein nachhaltiger Anstieg der Umlaufrendite am Kapitalmarkt derzeit kaum vorstellbar. Mit einer Veränderung ist erst zu rechnen, wenn in Erwartung steigender In ations- raten ein vorzeitiges Ende der Ankaufpro- gramme möglich wird.
Ohne gravierende Änderungen der Rah- menbedingungen wird auch im Leasing mit weiterhin entspannten Re nanzierungsbe- dingungen zu rechnen sein. Gleichzeitig wird es zunehmend schwerer werden, die Ertrags- erwartungen der Vergangenheit am Markt durchzusetzen.
Verschärfend kommt hinzu, dass der Regu- lierungsdruck unverändert hoch ist und mit dem Start in die Bankenunion im Herbst 2014 ein neues Kapitel aufgeschlagen wurde. Auch
wenn bisher nur bedeutende Institute direkt der EZB Aufsicht unterstellt sind, wird der davon ausgehende Impuls Ein uss auf nati- onaler Ebene und auf die Leasing-Wirtschaft haben. Mit der Erfüllung zusätzlicher auf- sichtlicher P ichten werden auch weitere Kosten verbunden sein.
Fehler vermeiden
Der Kostendruck wird dazu führen, dass alle Unternehmensbereiche einer kritischen Prü- fung auf Kostensenkungspotenziale unterzo- gen werden. In Anbetracht der komfortablen Re nanzierungsbedingungen wird sich eine solche Prüfung auch auf das Re nanzie- rungsportfolio erstrecken und auf die Frage, ob durch eine Verschlankung der Re nan- zierungsbasis Kostenvorteile generiert wer- den können. „Dabei gilt es jedoch über die kurzfristige Kostenminimierung hinaus, die langfristige Stabilität und Sicherheit im Auge zu behalten, die ein wohl diversi ziertes Re-  nanzierungsportfolio bietet“, führt Thomas Agerholm, Vorsitzender des Finanzierungs- ausschusses des BDL, aus. „Wie die Jahre 2008 bis 2010 gezeigt haben, ist es kaum möglich, sich während der Krise zusätzliche Re nanzierungsquellen zu erschließen“, er- klärt er. In den Folgejahren haben Leasing- Unternehmen daher massive Anstrengungen unternommen, ihre Re nanzierung auf eine breitere Basis zu stellen. „Diese Fortschritte sollten nicht vorschnell aufgegeben werden, da sich die aktuell vorteilhaften Re nanzie- rungsbedingungen unerwartet schnell än- dern können“, ergänzt die stellvertretende Ausschussvorsitzende.
Dem Druck zur Kostensenkung stehen auf der Ertragsseite Anreize gegenüber, höhere Risiken einzugehen. Diese entstehen dann, wenn langfristige Renditeerwartungen nicht dem aktuell erzielbaren Niveau angepasst werden. Um dennoch die langfristigen Ren- diteerwartungen zu erfüllen, kann versucht werden, durch Übernahme höherer Risiken vorgegebene Ziele zu erreichen. Spätestens, wenn sich das konjunkturelle Umfeld ein- trübt, werden vermehrt Ausfälle zu verzeich- nen sein. Zusammen mit einer nachlassen- den Nachfrage werden diese zusätzlich die
tatsächlich realisierten Erträge mindern. Ex post gilt, dass für die übernommenen Risi- ken ein zu geringer Preis gefordert wurde und auch die erwarteten Renditen nicht erzielt werden können.
Wettbewerb nimmt zu
Kostendruck auf der einen und sinkende Er- tragsaussichten auf der anderen Seite wer- den in zunehmendem Wettbewerb münden. Verstärkt wird diese Entwicklung durch die in den vergangenen Jahren annährend stetig steigenden Eigenkapitalquoten im Mittel- stand. War der Mittelstand über Jahrzehnte für seine „Eigenkapitallücke“ bekannt, so nutzten die mittelständischen Unternehmen in den vergangenen Jahren ihren Geschäfts- erfolg zur Stärkung der Eigenkapitalbasis. Die Eigenkapitalquote im Median hat sich seit der Jahrtausendwende verachtfacht. Damit ging tendenziell eine verminderte Nachfrage nach außen nanzierten Investitionen einher, auch wenn der Trend in jüngster Zeit etwas nach- gelassen hat.
Auf Stärken besinnen
In der Vergangenheit hat sich die Leasing- Wirtschaft als außerordentlich robust erwie- sen. „Diese Robustheit ist das Ergebnis ei- ner vorausschauenden Geschäftspolitik, die eben nicht auf kurzfristige Gewinnmaximie- rung, sondern auf langfristigen Erfolg setzt“, erklärt Agerholm. Sowohl auf der Kosten- als auch auf der Ertragsseite gelte es daher, Feh- ler zu vermeiden und das Fundament für den Erfolg zu legen.
Dies gelingt, wenn sich Leasing-Unterneh- men auf ihre Kernkompetenzen besinnen und in einer Gesamtstrategie zum Aus- druck bringen. Die Basis dafür liegt im Verständnis der Bedürfnisse der Kunden und Lieferanten sowie in der ausgeprägten Objekt- und Marktkompetenz. Agerholm: „Aufgrund dieser Wettbewerbsvorteile wird es Leasing-Unternehmen gelingen, sich ge- genüber Wettbewerbern abzugrenzen und so – gemeinsam mit den Re nanzierungs- partnern – das Wachstum der vergangenen Jahre fortzusetzen.“ a
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