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20 Im Fokus
MArkus streHLe
Vorsitzender der Geschäftsführung,
DAL Deutsche Anlagen-Leasing GmbH & Co. KG
Welche Herausforderungen und welche chancen sehen sie für ihr Haus und die Leasing-Branche aufgrund des digitalen Wandels?
Zunächst zu den Chancen: Für unser Haus liegen diese in der Automation von Prozessen und der damit verbundenen Fokussierung der Mitarbeiter auf stärker wertschöpfende Aufgaben. Darüber hinaus nden sich zahlreiche Ansätze für Verbesserungen in den Bereichen Kommunikation und Zu- sammenarbeit mit Kunden und Partnern.
Zu den großen Herausforderungen zählt für mich die Diffe- renzierung über weiche Faktoren in der digitalen Welt. Zu- verlässigkeit und Kundenorientierung muss man erleben. Das Produkt ist wichtig, aber eben nicht alles. Die zweite große Herausforderung ist sicherlich die Weiterentwicklung der Un- ternehmenskultur. Für die nächsten Jahre bedeutet das einen permanenten Spagat zwischen Wandel und Werten.
disruption oder Modi kation? Wie sieht ihre geschäfts- strategie für das digitale zeitalter aus?
In unserer Strategie spielt die Digitalisierung eine immer stärkere Rolle. Wir erkennen, dass sich bestimmte strategi- sche Optionen überhaupt erst aus neuen, digitalen Anwen- dungen ergeben. Wir hatten jüngst erste Berührungspunkte mit Systemen im Bereich künstlicher Intelligenz. Das kann- ten wir bislang nur aus Fernseh- und Presseberichten. Jetzt haben wir gesehen, dass es auch ganz praktische Anwen- dungsbereiche gibt, selbst in unserem eher erklärungsbe-
dürftigen Groß- und Projektgeschäft. Von einer Disruption würde ich in diesem Zusammenhang aber nicht sprechen wollen. Eher von einer permanenten Weiterentwicklung un- seres Geschäftsmodells.
Wie digital ist der deutsche Mittelstand aus ihrer sicht? Haben sich kundenbedürfnisse bereits stark verändert?
Ich denke, es gibt hier erhebliche Branchenunterschiede. Im Geschäft mit Privatkunden und Mengengütern ist die Digitalisierung meines Erachtens deutlich weiter als in vie- len gewerblichen Sektoren. Ich kenne aber praktisch kein Unternehmen, bei dem das Thema nicht eine sehr hohe Be- schäftigung erfährt. Kundenbedürfnisse werden die Digitali- sierung weiter vorantreiben. Für die Zukunft erwarte ich da- her eine Beschleunigung mit schnelleren Innovationszyklen in den Unternehmen.
Wie setzen sie digitalisierungsstrategien in ihrem unter- nehmen um? Wie verändern sich Organisation, prozesse und it und sogar die bestehende unternehmenskultur?
Für uns geht es darum, die Möglichkeiten zu entdecken und möglichst schnell und einfach in unsere tägliche Arbeit ein- ießen zu lassen. Dazu gehört auch ein wenig „trial and er- ror“. Wie viele andere Häuser auch, haben wir zunächst mit der Digitalisierung unserer Akten und Dokumente begonnen. Dem folgt nach und nach die Etablierung digitaler Work ows, bis hin zur Automatisierung einzelner Aufgaben. Damit einher geht das Ersetzen von Aktenschränken durch Bildschirme, von Schreibblocks durch Tablets oder die signi kante Re- duzierung von Druckern. Kulturell ist sehr wichtig, dass alle Führungskräfte bei diesen Veränderungen mitmachen und als Vorbild agieren. Man muss sich auch von liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden.
Welchen einfluss hat die digitalisierung auf den Wettbewerb und das Verhältnis zu fintechs, Banken und innerhalb der Branche?
Wir wissen heute noch nicht genau, wie Digitalisierung und disruptive Ansätze unsere Branche verändern werden. Eines scheint mir aber gewiss: Sie wird sich verändern. Ich gehe davon aus, dass der Grad der Digitalisierung zunehmend über die Ef zienz und damit Wirtschaftlichkeit eines Unter- nehmens entscheidet. Digitalisierung kann auch helfen, Wis- sen zu sichern, wenn in den 2020er-Jahren die ersten gebur- tenstarken Jahrgänge in den Ruhestand wechseln. Vor allem erwarte ich, dass es auch in unserer Branche immer mehr Anwendungsbereiche für Beratung, Verkauf und Betreuung geben wird. Wer dann nicht dabei ist, wird Probleme bekom- men. Insofern: Die Uhr läuft – für uns alle. a
Leasing 2017