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Leiter des Commercial-Finance-Geschäfts von Siemens Financial Services (SFS) in Deutschland und Vorsitzender der Geschäftsführung
bei Siemens Finance & Leasing GmbH
Welche Herausforderungen und welche chancen sehen sie für ihr Haus und die Leasing-Branche aufgrund des digitalen Wandels?
Die Branche be ndet sich in einer Phase elementarer Verän- derungen. Dies vor allem, weil sich die Kundenerwartungen verändert haben, aber auch die Digitalisierung bewirkt den Wandel. Als Privatpersonen erhalten wir über das Internet jederzeit und überall Informationen, Waren und Dienstleis- tungen – individuell, schnell, hochwertig und günstig. Diese Erwartungshaltung überträgt sich zunehmend auf das B2B- Leasing-Geschäft. Für einen Leasing-Geber wird es daher bald nicht mehr genügen, standardisierte Finanzprodukte anzubieten – und sich bei Anfragen Zeit zu lassen. Viel- mehr rückt der Kunde ganzheitlich in den Fokus – von der betriebswirtschaftlichen und technologischen Beratung, über die Finanzierung bis zur Unterstützung bei Marketing und Vertrieb. Neue Geschäftsmodelle und Technologien werden entstehen, dies kennen wir von anderen Branchen. Als Dienstleister müssen wir einen Perspektivenwechsel vornehmen, die eigene Sichtweise zurückstellen und uns die Brille des Kunden aufsetzen.
Ich sehe große Chancen für unser Unternehmen, denn als herstellernaher Finanzierer besitzen wir neben hoher Finan- zierungsexpertise auch fundiertes Branchen-Know-how und direkten Zugang zu Technologielieferanten. Besonders in der
Finanzierung von Industrie 4.0, der Software-Finanzierung etc. sehen wir großes Potenzial. Dadurch können wir Pakete aus Technologie und Finanzierung aus einer Hand anbieten.
disruption oder Modi kation? Wie sieht ihre geschäfts- strategie für das digitale zeitalter aus?
Unsere Strategie sieht vor allem vor, den Kunden optimal in seinem Geschäft zu begleiten. Tendenziell werden Leasing- Finanzierungen, die sich vor allem an den Kosten einer An- schaffung orientieren, an Bedeutung verlieren. Hingegen wird es mehr innovative ergebnisbezogene Leasing-Modelle geben, bei denen sich die Raten an de nierten und mess- baren Kriterien orientieren. Dies können etwa Einsparungen oder Ef zienzgewinne sein. Solche Modelle haben eher dis- ruptiven Charakter.
Wie digital ist der deutsche Mittelstand aus ihrer sicht? Haben sich kundenbedürfnisse bereits stark verändert?
Entgegen mancher Vorurteile erkennt der Mittelstand die Chancen der Digitalisierung durchaus und beschäftigt sich intensiv damit. Um das Thema Industrie 4.0 umzusetzen sind große Investitionen notwendig. Die digitale Revolution  ndet in kleinen Schritten statt. Das wird sich mit sichtbaren Erfol- gen und zunehmenden Volumina von Digitalisierungsinitiati- ven ändern.
Wie setzen sie digitalisierungsstrategien in ihrem unter- nehmen um? Wie verändern sich Organisation, prozesse und it und sogar die bestehende unternehmenskultur?
Bei ergebnisbasierten Finanzierungsmodellen müssen wir Gewinne und Einsparungen präzise kalkulieren können. Das tun wir mithilfe entsprechender IT und des Branchen-Know- hows unserer Ingenieure sowie unserer Kooperationspartner. Unser Konzern lebt und fördert zudem eine Eigentümer- und Innovationskultur seiner Belegschaft, was ideal zu den Anfor- derungen der Zukunft passt.
Welchen einfluss hat die digitalisierung auf den Wettbe- werb und das Verhältnis zu fintechs, Banken und inner- halb der Branche?
Leasing-Unternehmen entwachsen ihrer Rolle „nur“ als Fi- nanzierer und werden zu Dienstleistern. Als solche beurteilen sie für Kunden die Wirtschaftlichkeit einer Investition und be- gleiten sie bei der Implementierung und Anwendung. Wer all das nicht leisten kann, wird es in Zukunft sehr schwer haben. Und mit Fintechs und Crowdsourcing-Plattformen entstehen agile Wettbewerber, die wir ernst nehmen, aber wir wollen auch aktiv die Zukunft der Digitalisierung mitgestalten. a
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Leasing 2017


































































































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