Page 32 - BDL Jahresbericht 2010
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Aufsicht bindet noch immer wertvolle Ressourcen
Der konjunkturelle Aufschwung hat im zweiten Halbjahr 2010 zu einer deutlichen Belebung des Leasing-Neuge- schäfts geführt. Auch 2011 wird das Wachstum voraus- sichtlich anhalten. In dieser Situation, die alle Kräfte zur Marktbearbeitung erfordert, binden die umfangreichen Anforderungen der Finanzmarktaufsicht noch immer wertvolle Ressourcen. Schwerpunkte der fortschreitenden Umsetzung waren im Berichtsjahr vor allem die Risikotrag- fähigkeitsrechnung und die Interne Revision. Zu beiden Themen hat der BDL seinen Mitgliedern umfangreiche Leitfäden zur Verfügung gestellt, die sich vor allem an den Bedürfnissen mittelständischer Leasing-Gesellschaf- ten orientieren und konkrete Hilfestellungen bieten.
Risikotragfähigkeitsrechnung
Risikotragfähigkeit bedeutet zunächst nichts anderes, als dass ein Institut jederzeit über ausreichende Mittel verfügen muss, um die eingegangenen Risiken tragen zu können. Dies wird gemeinhin als „kaufmännische Vorsicht“ bezeichnet und entspricht bereits der geleb- ten Praxis in der Leasing-Branche. Ein Beleg dafür ist, dass in der fast 50-jährigen Geschichte des Leasing
in Deutschland keine gravierenden Fehlsteuerungen
zu beobachten waren. Schließlich kennen die Leasing- Unternehmen die von ihnen eingegangenen Risiken genau und steuern sie bewusst. Das Risikomanagement von Leasing-Gesellschaften führt dann dazu, dass das typische Leasing-Geschäft risikoarm betrieben wird.
Vor diesem Hintergrund könnte der aufsichtsrechtlich konforme Nachweis der Risikotragfähigkeit vorrangig als Dokumentationsp icht angesehen werden. Dem steht jedoch entgegen, dass die existierenden Verfah- ren der Risikomessung und -bewertung vorrangig für Kreditinstitute entwickelt wurden und deshalb nicht undifferenziert auf das Leasing-Geschäft angewendet
werden können. Fehleinschätzungen und falsche Impul- se wären schwerwiegende Folgen.
Substanzwertrechnung als zentrales Instrument
Für Leasing-Gesellschaften bedeutet dies, einen eigenen Weg zur Umsetzung zu entwickeln. Zumal für die Risiko- tragfähigkeitsrechnung als Teil der MaRisk das Proporti- onalitätsprinzip und der Grundsatz der Methodenfreiheit gelten. Da mit dem vermögenswertorientierten, dem pe- riodischen und dem regulatorischen Ansatz aber auf drei ganz unterschiedliche Konzepte zurückgegriffen werden kann, erscheinen hier die Gestaltungsspielräume beson- ders groß. Tatsächlich ist eine wertorientierte Sichtweise in der Leasing-Branche aber seit langem fest etabliert. Ein zentrales Instrument stellt die Substanzwertrechnung dar. Sie wurde ursprünglich konzipiert, um den leasingty- pisch asynchronen Aufwands- und Ertragsverlauf besser abbilden zu können als allein auf Basis handelsrechtli- cher Vorschriften. Mittlerweile hat sich der Substanzwert als Standard für den Vermögens- und Erfolgsausweis fest etabliert und  ndet auch bei Wirtschaftsprüfern und Banken breite Akzeptanz. Es ist daher naheliegend, eine vermögenswertorientierte Risikotragfähigkeitsrechnung auf der Substanzwertrechnung aufzubauen, um die vorhandenen Informationen und Instrumente nutzen zu können. Der Ansatz einer substanzwertbasierten Risiko- tragfähigkeitsrechnung wurde auch mit Wirtschaftprü- fern und Vertretern zahlreicher Mitgliedsgesellschaften im Rahmen eines Workshops diskutiert. Das Konzept fand breite Zustimmung. Es wurde jedoch betont, dass an der Methodenfreiheit festzuhalten ist und auch ande- re Ansätze angemessen sein können.
Interne Revision
Speziell für die Umsetzung der Internen Revision hat der BDL im August 2010 einen Leitfaden für die
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