Page 34 - BDL Jahresbericht 2010
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Entspannung, aber keine Entwarnung
Nachdem der Konjunkturaufschwung erst mit Verzö- gerung bei der deutschen Leasing-Branche eingesetzt hat, wird nach einem bereits sehr guten vierten Quartal 2010 ein anhaltend starkes Wachstum in 2011 erwartet. Voraussetzung dafür ist, dass die Liquiditätsversorgung das Neugeschäft nicht behindert. Die Erfahrungen
aus der jüngsten Finanzkrise zeigen, dass es für die Branche gilt, zusätzliche Re nanzierungsmöglichkeiten vorausschauend zu sichern, um Liquiditätsrisiken in Zukunft so weit wie möglich auszuschließen.
Re nanzierungsstrategien und Finanzkrise
Bis die Leasing-Branche im Herbst 2008 in den Sog
der Finanzkrise geraten war, stellte Liquidität keinen Engpassfaktor dar. Typischerweise verfügen Leasing- Gesellschaften über ein Portfolio von langfristigen Re nanzierungsbeziehungen. Darüber hinaus werden Re nanzierungslinien vereinbart, die über das geplante Neugeschäft hinausgehen. Diese Strategie mindert das Re nanzierungsrisiko und führt dazu, dass das Neu- geschäft nicht durch die Verfügbarkeit liquider Mittel limitiert wird. Aufgrund der Krise wurden jedoch mehrere bedeutende Re nanzierungspartner gleichzeitig zu Restrukturierungsmaßnahmen gezwungen und schränk- ten ihr Engagement bei der Leasing-Re nanzierung ein. Die verbleibenden Kreditinstitute konnten die entstan- den Lücken nicht in vollem Umfang ausgleichen; neue Re nanzierungsquellen ließen sich in der Krise nicht erschließen. Daher reichten die etablierten Strategien zur Liquiditätssicherung nicht aus, und es kam zu re nanzie- rungsbedingten Einschränkungen des Neugeschäfts.
Aktuell hat sich die Lage am Re nanzierungsmarkt entspannt. Auch wenn sich diese Entspannung weiter fortsetzt und die attraktive Risiko-Rendite-Relation ein ausreichendes Re nanzierungsangebot im Leasing her-
vorbringen wird, birgt die begrenzte Anzahl von Re nan- zierungspartnern weiterhin ein latentes Risiko. Ein kräf- tig anziehendes Wachstum des Leasing-Neugeschäfts trifft auf eine reduzierte Anzahl von re nanzierenden Instituten. Dies ergibt aus Bankensicht hervorragende Perspektiven. Dennoch ist der Aufbau neuer Re nanzie- rungsbeziehungen für Kreditinstitute nicht einfach, weil leasingspezi sche Prozesse und Strukturen Marktein- trittsbarrieren zur Leasing-Re nanzierung darstellen. Zudem schränken hohe regulatorische Anforderungen beim Eintritt in neue Geschäftsfelder die Flexibilität
von Kreditinstituten zusätzlich ein. Mit Unterstützung des Ausschusses für Finanzierungsfragen des BDL und in Zusammenarbeit mit etablierten Re nanzierungs- partnern wurden deshalb Maßnahmen ergriffen, um die Re nanzierungsbasis zu verbreitern. Aufgrund der Attraktivität der Leasing-Re nanzierung wird erwartet, dass neue Re nanzierungsquellen erschlossen werden können und sich die Zusammenarbeit mit bestehenden Partnern ausbauen lässt.
Einschränkungen des Risikotransfers
Als eine weitere Folge der Finanzkrise haben sich die genutzten Re nanzierungsformen verschoben. Während der Krise war es für Leasing-Unternehmen deutlich schwieriger, Finanzmittel durch den regresslosen Verkauf von Einzelforderungen oder durch die Veräußerung ganzer Portfolien aufzubringen. Stattdessen hatte die Bedeutung der Darlehens nanzierung zugenommen, bei der die Leasing-Gesellschaft Eigentümerin der Forderung bleibt und damit auch das Risiko im eigenen Bestand behält. Die Verschiebung von der Forfaitierung zur Darle- hens nanzierung schränkt somit auch den Risikotransfer von Leasing-Gesellschaften zu Banken ein. Insbesondere bei wachsendem Neugeschäft steigen damit tendenziell die Anforderungen an die Höhe des Eigenkapitals von
34 | Die Rahmenbedingungen


































































































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