Page 32 - BDL Jahresbericht 2011
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Fortschreitende Ausweitung der aufsichtsrechtlichen P ichten
Der kräftige konjunkturelle Rückenwind aus dem zweiten Halbjahr 2010 führte zusammen mit der guten Liquiditätsversorgung zu einem mehr als zufriedenstel- lenden Wachstum in 2011. Sofern die wirtschaftliche und die politische Stabilität im Euroraum erhalten blei- ben und ein Wiederauf ackern der Finanzkrise nicht zu schweren Rückschlägen führt, kann die Branche auch 2012 zwar kein überbordendes, aber doch ein gesundes Wachstum erwarten. Gleichzeitig ist es den BDL-Mit- gliedsgesellschaften, die rund 90 Prozent des Markt- volumens repräsentieren, gelungen, die gravierenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen umzusetzen, mit der die Branche seit Dezember 2008 konfrontiert wird. Die fortschreitende Ausweitung aufsichtsrechtlicher P ichten, wie sie sich im Berichtszeitraum abzeichnet, bereitet der Leasing-Branche zunehmend Sorgen, zumal viele – vorwiegend mittelständische – Leasing-Gesell- schaften bereits jetzt die Grenzen der Belastbarkeit erreicht haben.
Besonders signi kante Herausforderungen stellen wie in den Vorjahren die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) dar. Die Umsetzung wird dadurch erschwert, dass die MaRisk im Dezember 2010 novelliert wurden und aktuell eine weitere Novelle in Vorbereitung ist. Der BDL begleitet den Prozess inten- siv, informiert und unterstützt seine Mitglieder durch Anwendungshinweise und Workshops.
Höhere Bedeutung von Stresstests
In der Novelle 2010 haben Stresstests als Instrument des Risikomanagements an Bedeutung gewonnen. Die- ser Bedeutungszuwachs kommt in der Neufassung der MaRisk schon darin zum Ausdruck, dass die Ausführun- gen in einem eigenen Modul zusammengefasst sind. Neu ist die Vorgabe, die Auswirkungen eines schweren
konjunkturellen Abschwungs zu analysieren. Da der BDL in seinen Anwendungshinweisen zur Risikotragfähigkeits- rechnung bereits Stresstests ausführlich erörtert hat, resultiert daraus keine wirklich neue Herausforderung. Hinzugekommen ist für die Leasing-Branche jedoch die P icht, inverse Stresstests durchzuführen. Ausgehend von einer substanziellen Gefährdung des Geschäftsmo- dells muss sozusagen „rückwärts“ analysiert werden, welche Risikotreiber und kausalen Zusammenhänge zu dem angenommenen Ereignis geführt haben könnten. Unter der Maßgabe der Proportionalität sind für die Mehrzahl der Leasing-Unternehmen weniger komplexe, qualitative Analysen ausreichend. Der BDL hat in seinen Anwendungshinweisen zur Durchführung von Stress- tests zudem Wege aufgezeigt, wie Stresstests in das Risikomanagement von Leasing-Gesellschaften adäquat integriert werden können. In einem Workshop konnten die BDL-Mitglieder ihre Kenntnisse vertiefen und offene Fragen im konstruktiven Austausch klären.
Risikotragfähigkeit
Aufbauend auf der Substanzwertrechnung hat der BDL ein eigenständiges Konzept zur Risikotragfähigkeits- rechnung im Leasing entwickelt. Das Konzept fand in der Branche breite Zustimmung. Gleichzeitig wurde im Dialog mit den am Aufsichtsprozess beteiligten Grup- pen deutlich, dass zwischen der Methodenfreiheit, die in den MaRisk festgeschrieben ist, und der Akzeptanz des Verfahrens ein Trade-Off besteht. Standardisierung und breite Anerkennung auf der einen Seite stehen mitunter einer differenzierten, institutsspezi schen Ausgestaltung entgegen. Um die Akzeptanz zu erhöhen, kann es für die Gesellschaften erforderlich sein, auf Gestaltungsfreiheiten bei der Substanzwertrechnung
zu verzichten. Noch stärker als bisher wird daher das Substanzwertschema des BDL als Standard an Bedeu-
32 | Die Rahmenbedingungen


































































































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