Page 20 - BDL Jahresbericht 2012/2013
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20 Leasing-Markt und Umfeld
Bilanzierung
WO STEHEN WIR IM SIEBTEN JAHR DER LEASE-ACCOUNTING-REFORM?
Anstelle einer un- ausgegorenen Differen- zierung sollten sich die Reformer besser auf
die Vorzüge des bisheri- gen Leasing-Standards IAS 17 besinnen, der bei näherer Betrachtung besser ist als sein Ruf. Der BDL tritt daher
für eine Fortentwicklung
des IAS 17 ein.
Paul Dillenberger, Vorsitzender des Bilanz- und Steuerausschusses
Den Startschuss für das gemeinsame Pro- jekt zur Reform der internationalen Lea- sing-Bilanzierung gaben das International Accounting Standards Board (IASB) und sein US-amerikanisches Pendant Financial Accounting Standards Board (FASB) bereits vor sieben Jahren. Ihr erklärtes Ziel war und ist es, zukünftig alle Miet- und Leasing-Ver- hältnisse mit den dazugehörigen Nutzungs- rechten und  nanziellen Verp ichtungen in den Bilanzen der Mieter und Leasing- Nehmer auszuweisen. In zahlreichen Details des Vorhabens kam es im Zuge der Bera- tungen immer wieder zu Kehrtwendungen. Da in Deutschland jedoch der Löwenanteil der Unternehmen nach HGB bilanziert und nur ein Bruchteil den internationalen Rech- nungslegungsstandard IFRS anwendet, ist die Mehrzahl der Unternehmen von dem Reformprojekt und seinen Auswirkungen nicht betroffen.
Nach aktuell geltendem IFRS-Standard wird das Leasing-Objekt je nach vereinbarter Verteilung der Chancen und Risiken bilanzi- ell entweder dem Leasing-Nehmer (Finance Lease) oder dem Leasing-Geber (Operating Lease) zugerechnet. Im letzteren Fall werden beim Leasing-Nehmer lediglich die Leasing- Raten als laufender Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst.
Nachdem die Boards zwischenzeitlich be- reits für Mitte 2011 einen fertigen neuen Leasing-Standard angekündigt hatten, ist der Zeitplan des Projekts mittlerweile gründ- lich durcheinander geraten. Eine erste Ent- wurfsfassung, der Exposure Draft „Leases“,
war Ende 2010 international auf scharfe Kritik gestoßen und musste daraufhin kom- plett überarbeitet werden. Erst zweieinhalb Jahre später wurde im Mai 2013 der revidier- te Re-Exposure Draft veröffentlicht. Auf ein Fertigstellungsdatum wollen sich die Stan- dardsetzer derzeit gar nicht mehr festlegen. Die verbindliche Erstanwendung des neuen Standards wird nicht vor 2017 erwartet. Im mittlerweile siebten Jahr der Lease-Accoun- ting-Reform stellt sich die Frage nach einer Standortbestimmung.
Missverhältnis von Kosten und Nutzen
„Zunächst ist anzuerkennen, dass die Stan- dardsetzer die massive Kritik angenommen und sich bemüht haben, die Komplexität ihres ursprünglichen Exposure Drafts zu re- duzieren“, erläutert Paul Dillenberger, Vor- sitzender des Bilanz- und Steuerausschus- ses des BDL. „Insbesondere der Verzicht auf eine wahrscheinlichkeitstheoretische Erwartungswertbildung bei der Bewertung der Nutzungsrechte und Verbindlichkeiten dürfte insoweit zu einer gewissen Entschär- fung beitragen.“
Jedoch bleibt das Grundproblem bestehen, dass IFRS-Bilanzierer zukünftig alle Miet- und Leasing-Verhältnisse mit einer Lauf- zeit von mehr als zwölf Monaten erfassen, bewerten, fortschreiben und laufend wert- mäßig überprüfen müssen. Dabei entfallen nach Erhebungen des europäischen Leasing- Dachverbandes Leaseurope 93 Prozent der Operating Leases in Europa (mit einem wert-
Jahresbericht 2012/13


































































































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