Page 48 - BDL Jahresbericht 2015
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46 Leasing-Markt und Umfeld
Betriebswirtschaft
REGULIERUNG BLEIBT SCHWERPUNKTTHEMA
Mit ihrem klaren Fokus auf die Realisie- rung von Ausrüstungsinvestitionen ist die Leasing-Branche fest im deutschen Mittel- stand verankert. Die regulatorischen Anfor- derungen, die vorrangig für den Bankensek- tor implementiert wurden, jedoch auch die Leasing-Wirtschaft treffen, werden oftmals dem besonderen Geschäftsmodell des Lea- sing, seinem niedrigen Risikogehalt und der mittelständischen Branchenstruktur nicht gerecht. Vielmehr behindern die Rahmen- bedingungen dringend benötigte Investitio- nen zur Modernisierung des Kapitalstocks in Deutschland.
„2014 haben die Leasing-Gesellschaften gehofft, ihre volle Aufmerksamkeit dem Ge- schäft widmen zu können, stattdessen be- herrschten und beherrschen regulatorische Themen erneut die Agenda“, erklärt Maximi- lian Meggle, Vorsitzender des Ausschusses für betriebswirtschaftliche Fragen. Dabei war die Branche zunächst mit viel Optimis- mus in das vergangene Jahr gestartet. Die In- vestitionen zogen zum Jahresbeginn an und vorteilhafte Re nanzierungsbedingungen sorgten für weiteren Schwung. Die politi- schen Rahmenbedingungen blieben - zumin- dest – stabil, die Ölpreisentwicklung setzte einen zusätzlichen Impuls. Der anfängliche Optimismus kühlte im zweiten Halbjahr ab, doch wuchsen die Leasing-Investitionen stärker als die gesamtwirtschaftlichen Aus- rüstungsinvestitionen. Fazit: Die Branche blickt auf ein zufriedenstellendes Jahr 2014 zurück. Das Neugeschäft wuchs um sechs Prozent und weitere Marktanteile konnten gewonnen werden. „So erfreulich das Neu-
geschäftswachstum und der Anstieg der Leasing-Quote auch sind, besser wäre ein breiterer, von den Investitionen getragener Aufschwung in Deutschland“, kommentiert Meggle mit Verweis auf den Investitions- rückstand in Deutschland.
Für 2015 und 2016 äußert der Ausschuss- vorsitzende sich optimistisch: „Die deutsche Wirtschaft wird wieder mehr investieren. Wir stehen dafür bereit.“ Zusätzliche Im- pulse erwartet Meggle aus dem Euroraum und hofft, dass sich politische Lösungen für eine Entspannung in den Beziehungen zu Russland  nden lassen. „Davon werden auch diejenigen Gesellschaften pro tieren, die in den vergangenen Jahren ihr internatio- nales Geschäft auf- bzw. ausgebaut haben“, erklärt der Ausschussvorsitzende. Etwa ein Drittel der BDL-Mitgliedsgesellschaften ist im Ausland aktiv.
Die Branche hat ihre Hausaufgaben gemacht
Die im Sommer 2014 durchgeführte Studie zum Umsetzungsstand der MaRisk (Mindest- anforderungen an das Risikomanagement) hat gezeigt, dass die Leasing-Wirtschaft die mit der vierten MaRisk-Novelle auferlegten Anforderungen weitestgehend erfüllt. Neu waren insbesondere der Kapitalplanungs- prozess und die Einführung der besonderen Funktionen Compliance und Risikocontrol- ling. Bei der Umsetzung des Kapitalpla- nungsprozesses konnte die Branche auf das etablierte Substanzwertkonzept zurückgrei- fen, dem eine wertorientierte Betrachtungs-
weise zugrunde liegt und das deshalb auch für mehrjährige Planungs- und Steuerungs- aufgaben genutzt werden kann. Die Adap- tion dieses Leasing-spezi schen Konzeptes an die aufsichtsrechtlichen Normen der vier- ten MaRisk-Novelle ist daher handhabbar.
Neue Herausforderungen durch Bürokratismus
Bei Einführung der besonderen Funktionen hat insbesondere die Umsetzung der Com- pliance-Funktion Zweifel an der Wahrung des Proportionalitätsprinzips aufkommen lassen. „Es ist sehr zu begrüßen, dass eine pragmatische Lösung gefunden wurde und kleinere Gesellschaften auf die Einrichtung einer Compliance-Funktion verzichten kön- nen“, hebt Maximilian Meggle den Erfolg des beharrlichen Engagements des BDL hervor. Gesellschaften unter 50 Mitarbeitern und mit einer Bilanzsumme unter 500 Mio. Euro brauchen keinen Compliance-Beauftragten und müssen keine eigene organisatorische Einheit einrichten. „Die Compliance-P ich- ten müssen sie selbstverständlich erfüllen“, stellt der Ausschussvorsitzende klar. Hier sieht er weitere Herausforderungen auf die Leasing-Wirtschaft zukommen: „Es wird im- mer schwieriger werden, der Flut von Vor- schriften gerecht zu werden. Was früher we- nige klar formulierte Sätze benötigte,  ndet sich heute in Dateien, die ausdruckt ganze Aktenordner füllen.“
Besonders schwierig wird die Umsetzung neuer aufsichtlicher P ichten, wenn dem mit- unter hohen Aufwand kein greifbarer Nutzen
Jahresbericht 2015


































































































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