12. BDL-Fachtagung Leasing & Finanzwirtschaft: Profitiert Leasing vom Investitionsbooster?
Rund 100 Expertinnen und Experten aus Leasing- und Finanzwirtschaft diskutierten am 1. Oktober auf dem EUREF-Campus in Berlin über die Frage: „Profitiert Leasing vom Investitionsbooster?“ sowie über die Rolle der Branche in einer Zeit, in der Deutschland wirtschaftlich und politisch vor großen Herausforderungen steht. Durch die Tagung führten Hauptgeschäftsführerin Dr. Claudia Conen und Referatsleiter Dr. Kai Wohlfarth.
Leasing ermöglicht Investitionen – auch in schwierigen Zeiten
Vizepräsident Thomas Kolvenbach eröffnete die 12. Fachtagung und betonte die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Branche. Leasing ermögliche jährlich Investitionen von mehr als 80 Milliarden Euro – in Fahrzeuge, Maschinen, IT, Medizintechnik und erneuerbare Energien. Damit finanziere die Branche über ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen. Gerade in Zeiten von geopolitischen und konjunkturellen Unsicherheiten hat sich Leasing bewährt.
Leasing ist für die Unternehmer längst mehr als eine reine Finanzierung. Die aktuelle BDL-Marktstudie „Leasing in Deutschland 2025“ zeigt, dass Leasing zunehmend strategisch genutzt wird: Um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und um in Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu investieren.
Rahmenbedingungen müssen stimmen
Der Vizepräsident warnte zugleich vor wachsenden Hürden. Gegen den Konjunkturtrend kann auch Leasing nicht anfinanzieren. Die Wirtschaft braucht vielmehr investitionsfreundliche Rahmenbedingungen. Doch die Branche stößt häufig auf Hürden.
Erste politische Schritte der Bundesregierung wie die degressive Abschreibung sind ein Schritt in die richtige Richtung. Kolvenbach kritisierte, dass beim Thema Elektromobilität der „Investitionsbooster“ zu kurz greift. Leasing-Fahrzeuge werden bislang nicht berücksichtigt, obwohl rund 60 Prozent aller im Jahr neu zugelassenen E-Autos geleast werden. Kolvenbach forderte, Leasing-Raten für E-Fahrzeuge durch einen pauschalen Betriebskostenfaktor von 1,5 zu fördern.
Sein Appell an die Politik: „Denken Sie Leasing bei künftigen Konjunktur- und Förderprogrammen von Anfang an mit. Allzu oft wird unsere Branche übersehen – vielleicht gerade deshalb, weil sie wie ein Schweizer Uhrwerk leise und zuverlässig arbeitet. Aber genau das darf uns nicht zum Nachteil gereichen.“
Wege zum wirtschaftlichen Aufschwung
Dr. Klaus Wiener, Bundestagsabgeordnete der CDU und stellvertretender Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Wirtschaftsausschuss, zeigte in seiner Keynote Wege auf, wie Deutschland wieder zu stabilem Wachstum zurückfinden kann.
Nötig sind:
• Erhöhung des Produktivitätswachstums,
• Stärkung des Arbeitsangebots,
• Konsequenter und durchgreifender Bürokratieabbau,
• Senkung der Energiepreise,
• Begrenzen der Kosten der Sozialversicherung,
• Staatsmodernisierung,
• Priorisierung der öffentlichen Ausgaben und die
• Mobilisierung privaten Kapitals und Integration verschiedener Finanzierungsoptionen, u.a. ÖPP, Fonds, öffentliche Mittel, staatliche Garantien und Bürgschaften sowie Leasing.
Wiener betonte, dass Leasing ein wichtiger Hebel für Investitionen ist, insbesondere in kapitalintensiven Branchen und bei schnelllebigen Technologien. Es ermöglicht flexible, technologieoffene Nutzung und trägt dazu bei, Transformationsprozesse zu beschleunigen. Er wies jedoch darauf hin, dass für bestimmte Teile der Politik der fehlende Eigentumserwerb ein Problem darstellt. Wiener teilte diese Auffassung nicht, sieht darin jedoch eine Ursache für die Zurückhaltung der öffentlichen Hand.
Mittelstand unter Druck
Patrick-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, beschrieb den Mittelstand als „Maschinenraum Deutschlands“, der derzeit unter starkem Druck steht. Hohe Kosten, unsichere Rahmenbedingungen und schwache Nachfrage belasteten viele Unternehmen. Creditreform erwartet für das dritte Quartal 2025 rund 15 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen als im Vorjahr. Parallel dazu streichen große Konzerne Zehntausende Stellen. Dieser ansteigende Trend ist ein Warnsignal, im langjährigen Vergleich über mehrere Dekaden aber noch kein außergewöhnlicher Hochpunkt.
Hohe Energiepreise, steigende Sozialabgaben und wachsende Regulierung bremsen die Investitionsbereitschaft. Über allem steht die fehlende Planungssicherheit. Viele Mittelständler verzichten laut Hantzsch auf neue Kredite, ein Warnsignal für den Standort. Um die Situation zu ändern, forderte er einen klaren Reformkurs: weniger Bürokratie, niedrigere Steuern und eine verlässliche Energiepolitik. Subventionen allein reichten nicht. 2025 könnte zum Wendepunkt werden, wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam handeln, schloss er seinen Vortrag.
Nachhaltigkeit und neue Finanzierungswege

Dr. Johannes Voit, ehemaliger Leiter Nachhaltigkeitsmanagement beim DSGV, gab einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen der EU-Nachhaltigkeitsregulierung und deren Folgen für Banken und Leasing-Gesellschaften. Sein Fazit: Die Komplexität wächst, und mit ihr der Druck auf Datenmanagement und Risikosteuerung.
Mit der überarbeiteten CSRD, neuen EBA-Leitlinien zum ESG-Risikomanagement und der geplanten 9. MaRisk-Novelle werden Nachhaltigkeitsanforderungen weiter in das Risikomanagement der Institute integriert. Künftig müssen Banken zwei Arten von Risiken steuern: transitorische Risiken durch die nachhaltige Ausrichtung der Wirtschaft und physische Risiken infolge von Extremwetterereignissen. Die Umsetzung der neuen Regeln erfordert umfangreiche Datenerhebungen – auch von Kunden. Voit empfahl, sich als Leasing-Branche zur Minderung von Transitionsrisiken zu positionieren und sich frühzeitig auf die ESG-Datenanforderungen vorzubereiten.
Verbriefungsplattform Securitisation-as-a-Service

Luc Olinger (Greenium) und Patrick Janz (Lesora) zeigten, wie Leasing-Unternehmen über eine Plattform Kapitalmarktinstrumente nutzen können und mit „Securitisation-as-a-Service“ Zugang zu günstigeren Finanzierungskosten und Investoren erhalten können – auch ohne eigene Infrastruktur. Das Modell öffnet besonders kleineren Leasing-Gesellschaften neue Wachstumsmöglichkeiten.
Verbriefungen ermöglichen günstigeren Kapitalzugang, verbessern die Bilanzstruktur und bilden eine weitere Refinanzierungssäule neben dem klassischen Kredit und der Forfaitierung. Zudem lassen sich Risiken gezielt steuern und das Wachstum skalieren. Greenium setzt dabei auf eine vollständig digitale Plattform, den Greenium Calculation Hub (GCH), über die sämtliche Datenflüsse und Reports in Echtzeit laufen.
Das gemeinsame Projekt von Greenium mit LESORA verdeutlicht die Skalierbarkeit: Über 100.000 Verträge werden monatlich automatisiert verarbeitet. Das Ergebnis seien geringere Refinanzierungskosten, breiterer Investorenkontakt und keine zusätzliche Personalbelastung.
Refinanzierung innovativer Assets

In der Podiumsdiskussion unter Leitung von Referatsleiter Dr. Kai Wohlfarth diskutierten Kai Becker, GLS Bank, Thomas Ullrich, DKB, und Darius Schwierz, Beresa Leasing, über die Refinanzierung von Transformations-Assets. Die aktuelle Investitionszurückhaltung führen die Diskutanten auf geopolitische und konjunkturelle Verunsicherung der Kunden sowie die wenig planbare Förderkulisse zurück.
Unterschiede zwischen der Finanzierung von klassischen und Transformations-Gütern werden vor allem in der Restwerteinschätzung gesehen. Wenn Restwerte schwierig einzuschätzen sind, braucht es eine passende Förderkulisse oder / und die Zusammenarbeit mit den Herstellern. Entscheidend für die Zukunft sind daher – neben der gesicherten Förderkulisse – Kreativität, Mut und Vertrauen in den Standort, eine gute Kooperation zwischen Banken und Leasing-Gesellschaften sowie ein regulatorisches Umfeld, das Innovation ermöglicht.
Fazit: Leasing ist Investitionsmotor und Stabilitätsanker
Zum Abschluss der Tagung nannte Vizepräsident Thomas Kolvenbach drei zentrale Handlungsfelder für die Zukunft:
- Leasing mitdenken – in Konjunktur- und Förderprogrammen von Beginn an berücksichtigen.
- Investitionsfreundliche Regulierung schaffen – Vertrauen, Planbarkeit und Innovation fördern.
- Chancen der Transformation nutzen – Digitalisierung und Nachhaltigkeit als Treiber neuer Geschäftsmodelle verstehen.




