Wirtschaft im Wandel – Leasing als Brücke der Transformation

11. Fachtagung Leasing und Finanzwirtschaft über Chancen und Herausforderung der Transformation

Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter von Leasing-Gesellschaften und Refinanzierern nahmen an der 11. Fachtagung Leasing und Finanzwirtschaft des BDL am 13. September in Berlin teil. Unter dem Leitmotiv „Wirtschaft im Wandel – Leasing als Brücke der Transformation“ diskutierten die Teilnehmer die Chancen und Herausforderungen der Transformation für die Leasing-Wirtschaft und ihre Refinanzierungspartner.

BDL-Vizepräsident Maximilian Meggle betonte die Relevanz der Fachtagung: Leasing-Gesellschaften und Refinanzierungspartner beschäftigen sich mit ähnlichen Fragestellungen. Daher sollten sie die Herausforderungen der Transformation gemeinsam angehen. Beide Partner profitieren vom Austausch. "Die Fortsetzung der schon seit Jahrzehnten ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen Leasing- und Kreditwirtschaft ist essenziell für eine weiterhin prosperierende Entwicklung der Leasing-Branche", so Meggle. Eine Plattform für die Zusammenarbeit sei die Fachtagung Leasing und Finanzwirtschaft, die bereits seit 20 Jahren Leasing-Fachleute und Refinanzierer zusammenbringt. 

Leasing-Wirtschaft will den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft mitgestalten

In seiner Keynote beschrieb der BDL-Vizepräsident die Partnerschaft von Leasing-Gesellschaften und Refinanzierern: Aus Sicht einer Bank sei die Refinanzierung von Leasing-Gesellschaften ein attraktives Geschäft: Breit gestreut, mit vernünftiger Rendite, risikoarm, mit überschaubaren EWBs. Leasing-Gesellschaften verfügten über Know-how der Investitionsgüter und Branchen. Eine in der Finanzierungslandwirtschaft sehr seltene und wertvolle Kernkompetenz. Die Banken als Refinanzierungspartner nutzten die Expertise der Leasing-Gesellschaften und erhielten so einen Zugang zu mittelständischen Unternehmen, deren Größenklassen nicht unbedingt zur üblichen Klientel gehören. 

Ausführlich ging er auf die aktuellen Herausforderungen ein: Wirtschaft und Gesellschaft durchlaufen einen doppelten Transformationsprozess – hin zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Hinzu kommen demographischer Wandel und Fachkräftemangel. Dies führe zu einem massiven Investitionsbedarf. Auch die Kundenerwartungen werden sich weiter wandeln zu flexibleren, mit Zusatznutzen angereicherten Leasing-Modellen und mehr Serviceangeboten zur Entlastung. Nutzen statt Eigentum sei attraktiver denn je. Die Analyse von Nutzungsdaten in Echtzeit sorge für genauere Abrechnungen sowie passenden Service, Stichwort Pay-per-Use. Der Refinanzierungsbedarf der Leasing-Gesellschaften verändere sich durch neue Finanzierungsmodelle. 

Die Leasing-Wirtschaft will den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft in Deutschland mitgestalten, erklärte der Vizepräsident. "Damit Leasing die Brücke zur Transformation sein kann, braucht es passende Rahmenbedingungen am Standort", so Meggle weiter. Deutschland sei im europäischen Vergleich immer noch Hochsteuerland. "Wenn die Bundesregierung die Abwanderung von Investitionen ins Ausland verhindern will, muss sie handeln und die Unternehmenssteuern an das europäische Niveau anpassen." Deutschland brauche einen spürbaren Bürokratieabbau sowie mehr Anreize für Zukunftsinvestitionen und Förderung von Innovationen, damit die Marke „Made in Germany“ und der „German Mittelstand“ wettbewerbsfähig bleiben. 
 

Förderprogramme für alle Finanzierungsarten öffnen

Die BDL-Hauptgeschäftsführerin Dr. Claudia Conen, die durch die Fachtagung führte, griff das Stichwort Investitionsanreize auf. Sie erläuterte, der BDL arbeite intensiv daran, dass die Politik die Förderprogramme offen für alle Finanzierungsarten gestaltet, um den fairen Wettbewerb zwischen den Finanzierungsformen zu ermöglichen. Ein erster Schritt sei das Grüne Globaldarlehen für Leasing. Es ermöglicht seit September allen Leasing-Gesellschaften unabhängig von ihrer Größe Zugang zu KfW-Mitteln. Das Programm könne allerdings noch ausgebaut werden. Die Nachfrage in der Leasing-Branche sei bereits groß. 

Die Hauptgeschäftsführerin weiter: "Neue innovative Technologien werfen rechtliche und steuerliche Fragen auf. Muss ich den Elektrobus und das Batterieset separat verleasen? Wie bilanziere ich eine komplette Windkraftanlage mit Turm, Rotor, Generator, Trafo, Verkabelung etc. und wie wird diese abgeschrieben? Sind Wärmepumpen leasingfähig?" Der BDL diskutiere in seinen Ausschüssen und Arbeitsgruppen diese und zahlreiche weitere Fragen und suche nach Lösungen, wo es noch hakt.

Herausforderungen und Chancen der Transformation

Daniel Schwierz, Beresa Leasing GmbH, erläuterte an konkreten Beispielen aus der Verkehrs- und Energiewende vom Elektroauto über den Schwerlast- und Güterverkehr, Fahrradleasing, ÖPNV und PV-Anlagen, wie Leasing die Transformation beschleunigen kann. Am Beispiel der aktuell viel diskutierten Wärmepumpen zeigte Schwierz auf, welche Herausforderungen es in puncto Leasingfähigkeit zu bewältigen gilt. 

Anhand des Einsatzes von Robotern in der Pflege und in der Gastronomie legte der Geschäftsführer dar, wie auch der Fachkräftemangel durch Investitionen in innovative Technologie gemildert werden kann – finanziert mittels Leasing. Allerdings könne die Leasing-Branche nur so stark und kreativ sein, wie ihre Refinanzierungspartner sie unterstützen, erklärte Schwierz, der auch Mitglied im Finanzierungsausschuss des BDL ist. Hier sollte etwas mehr Mut zur Transformation möglich sein, appellierte er an die anwesenden Vertreter der Refinanzierer.
 

Leasing-Finanzierung ermöglicht zweites Leben gebrauchter Auto-Batterien

Christoph Remmel, Triathlon AG/ JT Energy Systems GmbH, stellte vor, wie gebrauchte Auto-Batterien in einem stationären Batteriespeicher ein zweites Leben erhalten, ebenfalls mit einer Leasing-Lösung finanziert. Der Powerspeicher im sächsischen Freiberg funktioniert wie eine Powerbank fürs Handy – ist nur deutlich größer. Regenerativer Strom wird zwischengespeichert und bei Bedarf abgegeben.10.000 Batteriemodule bilden den Stationsspeicher mit einer Kapazität von 25 Megawatt, was Energie für 40.000 Haushalte entspricht. Die verwendeten Lithium-Ionen-Batterien stammen u. a. von Gabelstaplern und Elektroautos, denn Batterien halten länger als Elektrofahrzeuge. Leasing-Objekt sind nicht die einzelnen Batterien, sondern die Energiepalette. Die gebrauchten Batterien werden mittels KI analysiert und klassifiziert und bei Bedarf aufgearbeitet. Predictive Maintenance stellt die gleichbleibende Qualität der Energiepalette sicher. Und Leasing trägt somit zur Kreislaufwirtschaft bei. 

Informationsdefizit über Leasing in den Kommunen

Die öffentliche Hand investiert pro Jahr 40 Mrd. Euro, nur etwa 1 - 2 Mrd. Euro davon über Leasing. Dem stehen im gewerblichen und privaten Bereich jährliche Neuinvestitionen in Digitalisierungs-, Mobilitäts- und Energieeffizienzmaßnahmen der Leasing-Branche von ca. 70 Mrd. Euro gegenüber. Welche Gründe gibt es für dieses Missverhältnis und wie können Leasing-Gesellschaften die Kommunen bei ihren aktuellen Herausforderungen im Bereich Energie- und Mobilitätswende unterstützten? Darüber sprach Dr. Claudia Conen mit Uwe Zimmermann, stellv. Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes.

Zimmermann führte aus, dass die Praxiserfahrungen zu Leasing-Investitionen sehr unterschiedlich seien. In einigen Städten sei Leasing ein fester Bestandteil bei Investitionsentscheidungen, in vielen anderen noch nicht. Häufig herrsche in diesen Kommunen ein Informationsdefizit über die Vorteilhaftigkeit der Aufgabenteilung zwischen Leasing und der öffentlichen Hand. Hier sei noch Aufklärungsarbeit notwendig. Zudem seien Leasing-Finanzierungen – anders als Kommunalkredite – ausschreibungspflichtig, was Zeit, Kosten und Personaleinsatz bedeute und daher von vielen Kommunen gescheut werde. Zimmermann plädierte für eine Verschlankung der Verfahren, die zu bürokratisch seien und dadurch auch viel zu lang dauerten. Auch der in vielen Bereichen mangelhafte Leasing-Zugang zu Fördermitteln führe dazu, dass Leasing nicht berücksichtigt werde. 

Diesen Hindernissen stehen jedoch die besonderen Vorteile des Leasing für Kommunen gegenüber. Zimmermann hob vor allem die Expertise der Leasing-Gesellschaften hervor. Leasingaffine Kommunen seien dankbar für Unterstützung bei taxonomiekonformen Investitionen. "Wenn uns ein Leasing-Partner bei der Prüfung zur Taxonomiekonformität berät, wäre dies ein großer Vorteil und Anreiz für eine Investitionsentscheidung."

Dr. Conen regte einen Runden Tisch mit allen Akteuren an, um dem bestehenden Informationsdefizit zu begegnen und gemeinsam bei Regelgebern Hürden abzubauen. 

Refinanzierungsmix und sich verändernde Anforderungen der Investoren

Wie sieht der ideale Finanzierungsmix aus? Wie hat sich die Zinsentwicklung auf die Refinanzierungskosten ausgewirkt, welche Anforderungen ergeben sich aus Regulatorik und ESG? Am Nachmittag diskutierten Frank Wachner und Guido Goldmann, BayernLB, Dr. Christian Fahrholz, TSI, und Tobias Müssig, Finpair GmbH, über den Refinanzierungsmix und sich verändernde Anforderungen der Investoren. Dr. Kai Wohlfarth, BDL, moderierte die Podiumsdiskussion. 

Der massive Zinsanstieg, wie es ihn seit rund 1,5 Dekaden nicht mehr gegeben hat, hatte vor allem im Frühjahr vergangenen Jahres, gepaart mit Lieferschwierigkeiten, Auswirkungen auf das Leasing-Geschäft. Margen standen unter Druck. Nach einem "Anpassungsschmerz" erfolgte die Normalisierung der Situation im Sommer, führte Wachner aus. Verbriefungsprodukte wurden durch den Zinsanstieg interessanter. Goldmann konnte von einer steigenden Nachfrage nach ABCP-Papieren berichten. In Bezug auf den Schuldschein-Markt sei eine Verknappung der Laufzeiten seitens der institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen zu beobachten, erläuterte Müssig. Abschließend prognostizierte Dr. Fahrholz, dass "wir mit dem hohen Zinsniveau noch länger leben müssen". 

Herausforderungen Nachhaltigkeit für Kreditvergabe 

Die Sichtweise der Investoren verändert sich derzeit stark, ESG-Aspekte gewinnen an Bedeutung. Dies seien jedoch keine leasingspezifischen Herausforderungen, hieß es in der Diskussion. Wachner zerstreute die Sorge, dass aufgrund der Green Asset Ratio (GAR) die Kreditvergabe an kleinere Unternehmen erschwert werde. Die Kennziffer GAR soll aufzeigen, welcher Anteil des Bank-Geschäfts nachhaltigen Kriterien genügt und ist ab 2024 verpflichtend. Dazu werden das nachhaltig finanzierte Geschäftsvolumen und die nachhaltigen Investitionen addiert und die Summe durch das gesamte Geschäftsvolumen der Bank geteilt. Kredite an Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe nicht berichtspflichtig sind, werden nicht in den Zähler aufgenommen, jedoch in den Nenner.

Zusammenfassend rieten alle Panelteilnehmer den Leasing-Gesellschaften zu einem strategisch breitem Refinanzierungsmix. Ziel sei es, sich nicht nur auf das günstigste Refinanzierungsinstrument zu fokussieren, sondern sich breit aufzustellen, um flexibel auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. "Leg nicht alle Eier in einen Korb. Mach dich nicht abhängig von einer einzigen Refinanzierungsquelle", empfahl Dr. Fahrholz. Dies unterstrich anschließend auch der BDL-Vizepräsident in seinem Schlusswort.

"Der Tag hat sich gelohnt", fasste Meggle die Vorträge und Diskussionen der Fachtagung unter Applaus zusammen. Im Markt sei hohes Potenzial für Leasing vorhanden, erklärte er. Um es zu nutzen, werde jedoch u. a. große Überzeugungsarbeit bei den Städten und Gemeinden sowie Ideenreichtum und Mut zur Transformation notwendig sein. Der BDL werde seine Mitglieder dabei unterstützen und sich bei der Politik intensiv für einen fairen Wettbewerb in der Förderlandschaft einsetzen. 

 

Bildergalerie – 11. Fachtagung Leasing & Kreditwirtschaft

Download eines Bildes über Klick mit rechter Maustaste auf vergrößertes Vorschaumotiv, dann "Bild/Grafik speichern unter..." ausführen. Fotos: Jens Schicke

 
Teilen