Rückblick: 2. Forum Nachhaltigkeit

Den Kunden Lösungen für Transformationsprozesse bieten

120 Vertreter der Leasing-Branche diskutieren auf dem 2. Forum Nachhaltigkeit des BDL am 12./13. Juni 2024 in Berlin über die Facetten der Nachhaltigkeit und die Potenziale für ihr Geschäftsmodell Leasing. Das Themenspektrum reichte von Kundenbedarfen und praktischen Umsetzungsfragen über Regulatorik bis hin zur Refinanzierung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Leasing-Branche, aus Wirtschaft, Politik und der deutschen Aufsicht erörterten die Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung, den Umgang mit ESG-Risiken, die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft sowie Chancen und Hürden für die Branche. BDL-Hauptgeschäftsführerin Dr. Claudia Conen sowie BDL-Vorstand und Schirmherr des Forums Alexander Wiedenbach eröffneten die Veranstaltung, die von Referatsleiterin Susanne Wegner moderiert wurde.

Dr. Conen sprach einleitend Chancen und Herausforderungen rund um das Thema Nachhaltigkeit an. Sie erinnerte, dass die Transformation zur Nachhaltigkeit enorme Investitionen erfordere. Einer KfW-Studie zufolge benötigt die deutsche Wirtschaft bis 2045 etwa 5 Billionen Euro, um klimaneutral zu werden. Die Leasing-Branche könne bei der Realisierung der notwendigen Investitionen eine wichtige Rolle spielen, doch dafür seien gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen wirtschaftstauglich und angemessen auszugestalten. Neben privaten Investitionen kann eine gezielte Förderpolitik dann unterstützen, wenn Leasing als Finanzierungsart mitgedacht wird.

Eine große Herausforderung seien die regulatorischen Anforderungen, besonders für mittelständische Leasing-Unternehmen. Die Hauptgeschäftsführerin führt aus, dass der BDL sich in Brüssel und Berlin für faire Bedingungen und mehr Proportionalität einsetzt. Die Besonderheiten der Leasing-Branche und des Geschäftsmodells müssen besser berücksichtigt werden.

Auch kleinere Unternehmen müssen sich auf Nachfragen zur nachhaltigen Ausrichtung ihres Geschäftsmodells und ersten ESG-Kennzahlen einstellen. Damit dies möglichst einheitlich und effizient erfolgen kann, unterstützt der BDL einen einheitlichen KMU-Standard. Zusammen mit dem ZDH hat der Leasingverband eine Testphase initiiert, in der Leasing-Gesellschaften den Standard auf Tauglichkeit und Effizienz geprüft haben. Die Ergebnisse der Testphase wurden der EU-Kommission, der EFRAG, dem Wirtschaftsministerium und dem Deutschen Rechnungslegungs-Standards Committee vorgestellt. So konnte der BDL Perspektive und Bedürfnisse der Leasing-Branche in den weitergehenden Regelungs- und Gesetzgebungsprozess auf europäischer Ebene einbringen.

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Herausforderungen und Chancen aus Sicht einer Leasing-Gesellschaft

Alexander Wiedenbach, Geschäftsführer von JobRad Leasing, beschrieb die Herausforderungen und Chancen aus Sicht einer Leasing-Gesellschaft. Der Transformationsprozess hin zu mehr Nachhaltigkeit sei in vollem Gange. Elektroautos, -Fahrräder, Ladestationen und Balkonkraftwerke prägen das Stadtbild. Verbraucher und Unternehmen achten zunehmend auf Nachhaltigkeitskriterien, und Investoren reflektieren Nachhaltigkeit in ihren Projekten. Steigende regulatorische Anforderungen treiben die Entwicklung voran. Auch spielen ESG-Faktoren bei der Kreditvergabe eine immer größere Rolle.

Wiedenbach hob die Bedeutung einer pragmatischen Vorgehensweise hervor. Nicht alle regulatorischen Anforderungen könnten gleichzeitig zu 100 Prozent erfüllt werden. Es sei entscheidend, sich auf echte risikobehaftete Nachhaltigkeitsaspekte zu konzentrieren. Eine gute Wesentlichkeitsanalyse bilde den Schlüssel. Abschließend berichtete er über Anstrengungen und Erfolge in punkto Nachhaltigkeit bei JobRad Leasing.

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Praxiseinblick in regulatorische Anforderungen an Leasing-Gesellschaften

Malte Rüsing, Geschäftsführer abcfinance, gab einen Überblick in die regulatorischen Anforderungen, denen Leasing-Gesellschaften heute gegenüberstehen. Er erläuterte die neuen EU-Vorgaben, insbesondere die EU-Taxonomie und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die umfangreiche Berichts- und Prüfungspflichten für Unternehmen mit sich bringen. Leasing-Gesellschaften müssen künftig detaillierte Nachhaltigkeitsberichte vorlegen sowie ESG-Risiken in ihr Risikomanagement integrieren. Rüsing betonte die Herausforderungen bei der Datenerhebung und die Notwendigkeit, Prozesse anzupassen, um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Abschließend hob er die Geschäftschancen hervor, die sich durch die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen und Technologien ergeben. 

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Prüfung von ESG-Risiken durch die deutsche Bankenaufsicht

Prof. Dr. Thomas Dietz, Leiter des Referats Bankgeschäftliche Prüfungen der Deutschen Bundesbank, zeigte Schwerpunkte der Prüfung von ESG-Risiken durch die deutsche Bankenaufsicht auf. Er unterstrich die Bedeutung des BaFin-Merkblatts zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken, dass mit der 7. MaRisk-Novelle nun prüfungsrelevant wird.

Die 7. MaRisk-Novelle verlangt von Finanzinstituten, dass sie ESG-Risiken in die Risikoinventur integrieren und in der ökonomischen und normativen Perspektive sowie in Stresstests angemessen berücksichtigen. Nachhaltigkeitsprüfungen konzentrieren sich auf die interne Governance, die Risikostrategie und -kultur sowie die Einbindung von ESG-Ratings. Die Bankenaufsicht werde weiterhin Sonderprüfungen mit dem Schwerpunkt ESG durchführen. Zudem erläuterte Dietz, dass ESG-Risiken zunehmend in die aufsichtsrechtlichen Anforderungen der CRD VI/CRR 3 und die Aktivitäten der EBA integriert werden. Nachhaltigkeit werde daher auch langfristig ein Prüfungsfeld bleiben, prognostizierte er abschließend.

Potenziale der Kreislaufwirtschaft

Über Anforderungen und Potenziale der Kreislaufwirtschaft sprach Dr. Carsten Gerhardt, Gründer des Circular Valley Wuppertal. Dr. Gerhardt präsentierte das Circular Valley, ein Zentrum für Kreislaufwirtschaft im Rhein-Ruhr-Gebiet. Er betonte die Notwendigkeit, Materialkreisläufe zu schließen, um die jährlich anfallenden 100 Milliarden Tonnen Abfall zu reduzieren. Das Circular Valley vernetzt bereits über 300 globale Marktführer und fördert Innovationen durch den ersten Circular Economy Accelerator. Dieser unterstützt Startups dabei, Ideen in marktfähige Geschäftsmodelle zu überführen. Die Circular Valley Foundation organisiert Aktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft zu stärken und politische Empfehlungen zu entwickeln. Er unterstrich die Bedeutung von Leasing für die Kreislaufwirtschaft durch das spezifische Leasing-Geschäftsmodell. Leasing-Objekte durchlaufen oft 2 bis 3 Lebenszyklen, gesteuert von Leasing-Gesellschaften. Kreislaufwirtschaft liege daher in der DNA der Branche.

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DNK unterstützt beim Aufbau einer Nachhaltigkeitsberichterstattung

Stephanie Kopp vom Rat für Nachhaltige Entwicklung stellte vor, wie der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) Unternehmen beim Aufbau einer Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen kann. Der 2010 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung entwickelte DNK ist ein Transparenzstandard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, der sich für Unternehmen aller Größen eignet. Er umfasst 20 Kriterien, die verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit abdecken. Ein zentrales Prinzip ist "Comply or Explain", bei dem Unternehmen entweder über bestimmte Inhalte berichten oder erklären, warum dies nicht möglich ist. Die Zahl der DNK-Anwenderunternehmen ist stark gestiegen. Der DNK wird weiterentwickelt, um die Anforderungen der neuen EU-Richtlinien CSRD und ESRS zu integrieren, mit dem Ziel, die Berichterstattung für Unternehmen zu vereinfachen und den Aufwand zu reduzieren. Gleichzeitig wird ein Zusatzbaustein für Unternehmen aufgebaut, die planen, freiwillig nach dem VSME-Standard zu berichten.  

Paneldiskussion I: Rolle der ESG-Faktoren bei der Kreditvergabe

Die Rolle von ESG-Faktoren bei der Kreditvergabe diskutierten (Foto v.l.) Frank Wachner, Bayerische Landesbank, Sven Reichelt, Volksbank Mittweida, und Uwe Joachim, Oldenburgische Landesbank, moderiert von Susanne Wegner. Die Experten betonten die Bedeutung der Kundenberatung auf dem Weg der Transformation und unterstrichen, dass Nachhaltigkeit ein entscheidendes Element für Personalgewinnung, Reputation, Stakeholder und Investoren sei. Ein zentrales Thema war die Integration von ESG in interne Rating- bzw. Scoringverfahren, die zur Kreditvergabeentscheidung herangezogen werden. Die Diskussion zeigte, dass der Fokus der ESG-Bewertung bislang stark auf der nachhaltigen Ausrichtung der Leasing-Gesellschaft liegt. Zukünftig werde jedoch auch das Asset selbst stärker in den Mittelpunkt rücken.

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Einblick in die Arbeit des BMWK

Am zweiten Tag des Forums Nachhaltigkeit gab Ministerialdirigent Dr. Matthias Koehler Einblicke in die Arbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Dr. Koehler erklärte, dass der Politik die Bedeutung von Leasing mit seinen Potenzialen für die Transformationsprozesse durchaus bewusst sei. Daher wolle man Leasing unterstützten. Als Beispiel nannte er das Grüne ERP-Globaldarlehen Leasing, das derzeit unter der inversen Zinskurve an Attraktivität eingebüßt habe. Dr. Koehler zeigte sich jedoch optimistisch, dass sich dies mit einer geänderten Zinssituation wieder verbessern werde. Und auch weitere Modifizierungen zur Verbesserung des ERP-Globaldarlehens schloss er nicht aus. Darüber hinaus unterstützt das BMWK den deutschen Transparenzstandard „Deutscher Nachhaltigkeitskodex“ (DNK) mit zusätzlichen Mitteln, so dass Unternehmen bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ein kostenfreies Angebot zur Umsetzungsbegleitung gemacht werden könne.

Paneldiskussion II: Chancen und Hürden für Transformationsprozesse 

Chancen und Herausforderungen von Leasing zur Unterstützung der nachhaltigen Transformation der deutschen Wirtschaft diskutierten in einem weiteren Panel Udo F. Mann, FML Finanzierungs- und Mobilien Leasing, Lars Lee-Potreck, Siemens Germany, und André Rolfes, GEFA BANK. Dr. Claudia Conen moderierte die Diskussion zum Umgang mit neuen Technologien, sich verändernde Kundenbedürfnisse und die Notwendigkeit, in der Leasing-Branche künftig stärker zu kooperieren. Ein Fazit des Panels: Es gilt, sich schon jetzt dringend mit den neuen Technologien zu beschäftigen, Know-how und ein breites Partnernetzwerk aufzubauen, die Kunden zu sensibilisieren und eine Lösung für ihren Transformationsprozess zu bieten.

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Praxis-Workshops zu Spezialthemen

Zum Abschluss des Forums konnten die Teilnehmenden in fünf Workshops Themenaspekte vertiefen:
🔹Update zur Wesentlichkeitsanalyse, Dr. Wolfram Heger, Dr. Heger und Experten 
🔹Transformation zu Net Zero. Chancen und Risiken aus Sicht einer Leasing-Gesellschaft, André Rolfes, GEFA Bank GmbH 
🔹Vorstellung Praxistool zur Messung des CO2-Fußabdrucks von Leasing-Objekten, Thomas Wandel, PS Team GmbH 
🔹Wesentlichkeitsanalyse – Praxiseinblicke und Umsetzungstool, Thomas Schmidt, Risk, Sustainable Finance and More, Dr. Oliver Demetz, risklytics GmbH 
🔹FAQ zur freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMUs, Susanne Wegner, BDL
 

Medienpartner des 2. Forums Nachhaltigkeit

Wir danken unserem Medienpartner, der Prof. Schumann GmbH, für die Produktion der Video-Statements. 

 
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