24. Forum Mittelstand des BDL

Branchenthemen im Fokus kleiner und mittlerer Leasing-Gesellschaften

Der Raum war bis auf den letzten Platz gefüllt – mit über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stellte das 24. Forum Mittelstand einen neuen Rekord auf. Seit seiner Einführung im Jahr 2006 hat sich das Forum zu einer wichtigen Plattform entwickelt, um zentrale Themen für kleine und mittlere Leasing-Gesellschaften zu diskutieren. Auch bei der 24. Ausgabe am 10. September 2024 in Berlin standen branchenspezifische Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen im Mittelpunkt. Die Agenda umfasste unter anderem die Pflicht zur E-Rechnung, Maßnahmen zur Betrugsprävention sowie Informationen über Pooled Audits.

Wolfgang Marschall von der Columbus Leasing GmbH führte als Schirmherr durch das Forum.

Vizepräsident Kolvenbach eröffnete das Forum

BDL-Vizepräsident Thomas Kolvenbach, COMCO Leasing GmbH, ging in seiner Begrüßung zunächst auf den Ende vergangenen Jahres gegründeten Arbeitskreis Mittelstandsfragen des BDL ein. In diesem Arbeitsgremium werden spezielle Herausforderungen kleiner und mittlerer Leasing-Gesellschaften diskutiert, darunter Nachfolgeregelungen, Personalrekrutierung und die Zusammenarbeit mit Maklern. Vom AK identifizierte Themen fließen in das Forum ein. Der Vizepräsident dankte Udo F. Mann von FML Finanzierungs- und Mobilienleasing GmbH & Co KG für die Leitung und den erfolgreichen Start des Arbeitskreises. Kolvenbach lud die Anwesenden dazu ein, sich im Arbeitskreis zu engagieren.

Standortattraktivität für Investitionen verbessern

Anschließend ging der Vizepräsident auf die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Es sei entscheidend, die Standortattraktivität für Unternehmensinvestitionen zu verbessern. Kolvenbach kritisierte hohe Unternehmenssteuern, praxisferne Vorschriften und komplexe Genehmigungsverfahren, die besonders den Mittelstand belasten. Von der Wirtschaftspolitik forderte er mehr Entlastungen, um Investitionen und Innovationen zu fördern. Leasing spiele eine zentrale Rolle, da es Unternehmen ermöglicht, flexibel in moderne Technologien und nachhaltige Lösungen zu investieren. Abschließend plädierte er für ein wirtschaftliches Umfeld, das dem Mittelstand mehr Freiheit gewährt und Unternehmen ermutigt, ihre Innovationskraft auszuspielen. Der BDL werde sich weiterhin für die Schaffung der nötigen Rahmenbedingungen einsetzen, damit der Mittelstand seine Stärken voll entfalten könne, versicherte er.

BDL unterstützt mittelständische Mitglieder

Welchen Herausforderungen die Branche aktuell begegnet und wie der Verband seinen Mitgliedsgesellschaften bei deren Bewältigung unterstützt, berichteten im Anschluss BDL-Geschäftsführer Dr. Martin Vosseler (Foto links) und die BDL-Referatsleiter Marcel Rosteck und Susanne Wegner. Im Mittelpunkt standen die Vernetzung, der Umgang mit regulatorischen Vorgaben und die Herausforderungen der Nachhaltigkeit. Sie stellten Services vor, die sich speziell an mittelständische Mitglieder richten. 

Pflicht zur E-Rechnung

Mit Blick auf die anstehende Einführung der E-Rechnungspflicht ab dem 1. Januar 2025 für B2B-Transaktionen erläuterte Ivo Moszynski von DATEV eG die Konsequenzen für die Leasing-Branche. Moszynski betonte, dass die Umstellung auf elektronische Rechnungen, die in einem strukturierten Format ausgestellt und verarbeitet werden, je nach Digitalisierungsgrad der Unternehmen unterschiedlich aufwendig sein kann. Für viele kleinere Gesellschaften werde dies eine erhebliche Anpassung bedeuten, die gut vorbereitet werden müsse. Die E-Rechnungspflicht sei jedoch noch mit einigen Unsicherheiten behaftet, die Unternehmen beachten sollten. Zwar ist das Format der XRechnung in Deutschland vorgeschrieben, aber es sei noch nicht sicher, wie unterschiedliche technische Formate oder internationale Standards langfristig berücksichtigt werden.

Betrugsprävention im Leasing

Einen weiteren Schwerpunkt des Forums bildete die Betrugsprävention. In einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Jelena Kokir von der SCHUFA Holding AG diskutierten Branchenexpertinnen und -experten über mögliche Maßnahmen, um Betrugsversuche abzuwehren. Dr. Christian Glaser von Kazenmaier Leasing GmbH thematisierte typische Betrugsmuster wie Tachomanipulation und Unterschlagung. Katja Fludra von HW Leasing GmbH betonte die Wichtigkeit von KYC-Prozessen („Know Your Customer“) und Scoring-Systemen bei der Antragsprüfung. Justus Schrecker von ClariLab, einem Joint Venture von SCHUFA und dem Fintech Fino, hob hervor, dass Künstliche Intelligenz (KI) eine zunehmend wichtige Rolle bei der Betrugsprävention spielen könne. Zum Beispiel könne die Analyse von Transaktionsmustern und Veränderungen in der Gesellschafterstruktur frühzeitig Hinweise auf potenzielle Risiken geben. Die SCHUFA setze KI bereits erfolgreich im E-Commerce-Bereich ein und plane, diese Technologie auch im B2B-Sektor auszubauen, ergänzte Kokir.

Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Leasing-Branche

Dass KI jedoch selbst erhebliches Betrugspotenzial ermöglicht, zeigte der anschließende Vortrag von Ralf Neugebauer. Der Gründer von Unusual Thinkers erläuterte zunächst, wo und wie KI Unternehmen praxisorientierte Vorteile bieten kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und reichen weit über das Marketing hinaus. Neugebauer zeigte auch die andere Seite der Medaille: wie nahezu perfekt mittels KI Personenvideos manipuliert und Stimmen imitiert werden können und dem Betrug damit Tür und Tor geöffnet wird. 

Für das persönliche Erleben von KI hatte Ralf Neugebauer VR-Brillen mitgebracht, die in der Pause von den Teilnehmern ausprobiert wurden. 

Pooled Audits: Gemeinsame Erfüllung von Aufsichtspflichten

Ingo Soboll, bank management consult GmbH, stellte abschließend das Projekt der „Pooled Audits“ vor, das insbesondere für Leasing-Unternehmen im Auslagerungsmanagement von Bedeutung ist. Diese Sammelprüfungen, bei denen mehrere Unternehmen gemeinsam Audits bei ihren Dienstleistern durchführen, bieten eine effiziente Möglichkeit, regulatorische Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig Kosten zu senken. Pooled Audits seien besonders relevant für Unternehmen, die Dienstleistungen wie Cloud-Services auslagern.

Soboll treibt das Projekt derzeit mit einigen Leasing-Gesellschaften voran. Bei Interesse können sich weitere Gesellschaften anschließen, erklärte er.

Fazit

Wolfgang Marschall verabschiedete die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das 24. Forum Mittelstand habe eine Vielzahl von Themen behandelt, die für kleine und mittlere Leasing-Gesellschaften von großer Bedeutung sind. Die Impulse aus dem AK Mittelstandsfragen waren wertvoll und werden für das nächste Forum fortgesetzt.

Vorfreude auf das 25. Forum Mittelstand im nächsten Jahr, unter aktiver Mitwirkung des BDL-Vorstandes und des AK Mittelstandsfragen: Vizepräsident Thomas Kolvenbach, Hauptgeschäftsführerin Dr. Claudia Conen und Udo F. Mann.

Fotos: Jens Schicke

 
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