Leasing in Zeiten der Sharing Economy

Der Leasing-Grundgedanke wird neu aufgeladen

Die Grundidee des Leasing – Nutzen statt Eigentum – passt hervorragend in die aktuelle Zeit der Sharing Economy, in der der Eigentumsgedanke weiter an Bedeutung verliert. Die Leasing-Leitidee wird dadurch neu aufgeladen und durch Digitalisierung und Big Data geradezu befeuert, auch im B2B-Bereich.

Kai Ostermann, BDL-Präsident

Leasing-Wirtschaft ist verlässlicher Partner für den Wandel

Teilen und Leihen statt Kauf und Eigentum – das ist die Idee hinter der Sharing Economy, die immer beliebter in Deutschland wird: Statt Hotelübernachtungen werden bei Airbnb private Wohnungen für den Städtetrip gebucht. Statt eigenem Fahrzeug leiht man sich sein Auto für die Fahrt zum Restaurant über einen CarSharing-Anbieter, lässt den Wagen stehen und nimmt zurück kein Taxi, sondern einen RideSharing-Service in Anspruch. Musik und Filme werden bei Spotify oder Netflix gestreamt, sein Wissen teilt man auf Wikipedia, für die Abendveranstaltung leiht man sich ein Designerkleid übers Internet. Rund 40 Prozent der Deutschen nutzen nach einer PwC-Studie (Share Economy 2017 – The New Business Model) Angebote der Share Economy, Tendenz steigend. Die Nutzer sind mehrheitlich U40, also zwischen 18 und 39 Jahren, und gut gebildet. Jeder Zweite nimmt an der Sharing Economy, die auch Collaborative Economy genannt wird, vor allem aus ökonomischen Gründen teil. Dagegen führt nur jeder Vierte Umweltschutz oder Nachhaltigkeit als Begründung auf. Dabei kann die Tausch- und Mietkultur durchaus dazu ihren Beitrag leisten.

Leasing und Pooling mit langer Tradition in Deutschland

Während der Handel durch Tauschen, dem Leihen und gemeinschaftlichen Nutzen bei Privatkunden boomt, sind Sharing-Modelle in der Industrie und im B2B-Bereich in Deutschland noch weit weniger verbreitet. Doch sie gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dabei ist der Gedanke des Teilens und Leihens in der Wirtschaft weder neu noch revolutionär. Leasing und Pooling – bei beiden Modellen erwirbt man nicht das Eigentum, sondern mietet oder teilt – werden seit über einem halben Jahrhundert in Deutschland genutzt. Über die Hälfte der außenfinanzierten Investitionen von Unternehmen werden mittels Leasing-Verträgen realisiert. Damit dominiert Leasing gerade im Mittelstand alle Investitionsformen – ganz unabhängig von der konjunkturellen Situation.

Auch die gemeinschaftliche Nutzung von Betriebsmitteln hat Tradition: In der Landwirtschaft schlossen sich zum Beispiel Ende der 1950er-Jahre Bauern in sogenannten Maschinenringen zusammen. In diesen Organisationen werden bis heute landwirtschaftliche Geräte gemeinschaftlich angeschafft und je nach Bedarf ausgeliehen. Bereits seit 25 Jahren ist die Fracht- und Laderaumbörse Timocon als europaweite Vergabeplattform für Transportaufträge aktiv und bringt Lade- und Frachtraum zusammen. In der Brauwirtschaft vermieten Brauer ihre Abfüllanlagen, wenn diese nicht ausgelastet sind, an sogenannte Kuckucksbrauer. Ein Modell, das durch den Aufschwung des Craftbeers zu neuem Leben erweckt wird. Innovative Brauer mit Ideen, aber noch ohne eigene Brauerei, mieten sich für einige Zeit bei mittelgroßen Brauereien ein, nutzen Braukessel und Abfüllablagen für geringe Volumina. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. In Amerika, wo innovative Entrepreneure an der Tagesordnung sind, heißen diese Brauer Gypsy Brewer.

Digitalisierung als Treiber der Sharing Economy

Digitale Plattformen und Apps bringen mittels Algorithmen Anfrager und Anbieter zusammen, über weite Distanzen hinweg, unkompliziert und schnell.

"Durch Sharing-Modelle werden weniger Maschinen am Markt benötigt, die Maschinen besser ausgelastet und freie Kapazitäten können über einen Kapazitätsmarktplatz anderen Herstellern zur Verfügung gestellt werden, erläutert Hans-Joachim Dörr, Geschäftsführer der TRUMPF Financial Services GmbH und Vorsitzender des BDL-Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs. Erfolgreich seien die Sharing-Modelle, so Dörr, wenn die Kunden auch einen besseren Service im Hinblick auf Wartungsverträge, Ersatzteile oder After-Sales-Services erhalten.

CarSharing etabliert

Dies ist auch das Grundprinzip des CarSharings, das sich in Deutschland bereits etabliert hat. Durchschnittlich steht ein Auto rund 23 Stunden am Tag. Beim CarSharing nutzen dagegen rund zehn Personen ein- und dasselbe Fahrzeug. Apps erleichtern diese gemeinschaftliche Nutzung. Ähnliches gilt auch für den CarPool eines Unternehmens. Unterstützt wird dieser Trend durch den Wertewandel bei jungen Generationen: Gerade in Ballungsräumen hat das eigene Auto deutlich an Attraktivität eingebüßt.

Was bedeutet dies für die Leasing-Wirtschaft in Deutschland, deren beliebtestes Leasing-Objekt das Auto ist? „Die Mehrheit der CarSharing-Anbieter nutzt geleaste Fahrzeuge, häufig mit ergänzenden Services“, gibt sich Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des BDL, gelassen. Zudem entwickeln viele Leasing-Gesellschaften eigene Mobilitätslösungen. Captives haben CarSharing-Töchter gegründet oder bieten RideSharing und andere Lösungen an.

Innovationskraft der Leasing-Branche

„Den sich verändernden Kundenbedürfnissen hat sich die Leasing-Wirtschaft im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder angepasst“, erläutert die BDL-Hauptgeschäftsführerin. Begonnen mit der reinen Finanzierung von Investitionen über ergänzende Serviceangebote bis zu neuen Nutzungsmodellen aufgrund von Big Data. „Quelle der Innovationskraft der Branche ist die Nähe zum Kunden. Die konsequente Kundenorientierung ermöglicht eine gute Rückkopplung für Markttrends. Hinzu kommt die verlässliche Partnerschaft mit dem Mittelstand“, führt sie aus. Die Leasing-Wirtschaft selbst ist mittelständisch geprägt und spiegelt in ihrer Struktur die Unternehmenslandschaft in Deutschland wider. Zudem stammt der Löwenanteil der Leasing-Kunden aus dem Mittelstand.

Beratung auf Augenhöhe

Vom Mittelstand für den Mittelstand ist die Devise der Branche. Das Leasing-Geschäftsmodell ist Asset-orientiert. Daher sind Leasing-Gesellschaften Experten für die Wirtschaftsgüter, die sie verleasen. In den Gesellschaften arbeiten in Teams Finanzierungsexperten mit Fachleuten für die Objekte und Branchen wie Ingenieure, Kfz-Meister, IT-Experten, Physiker etc. zusammen. Diese Objektkompetenz und Expertise findet sich bei keinem anderen Finanzierer. Mit den Kunden können Leasing-Gesellschaften daher auf Augenhöhe sprechen und über den gesamten LifeCycle eines Investitionsgutes beraten.

Neue Nutzungsmodelle und Services

Die Anforderungen an eine Leasing-Gesellschaft verändern sich im Laufe der Zusammenarbeit nicht nur in Bezug auf die zu finanzierenden Güter. Mit der Digitalisierung entsteht auch das Bedürfnis nach neuen Finanzierungsmodellen. Kunden fragen nach flexibleren, mit Zusatznutzen angereicherten Leasing-Modellen, nach mehr Serviceangeboten zu ihrer Entlastung. Sie erwarten eine Rundumlösung für ihre Investitionsvorhaben statt einer Finanzierung.

Big Data als Treiber für nutzungsabhängige Leasing-Modelle

Die Digitalisierung, die Vernetzung von Fahrzeugen, IT-Geräten und Maschinen mit dem Internet of Things (IoT) liefert eine Flut an Daten. Leasing-Gesellschaften als Asset-Spezialisten ermöglichen Big Data, die Nutzung der verleasten Maschine oder des Fahrzeuges exakt und in Echtzeit zu erfassen und auszuwerten. Dies eröffnet neue Tore für eine nutzungsbasierte Finanzierung. Zwar wird Pay-per-Use im Leasing schon seit langem angeboten – sei es als Kilometervertrag beim Fahrzeugleasing oder als Pay-per-Copy beim Kopierer. Doch wurden die Nutzungsdaten manuell im Nachgang übermittelt und abgerechnet. Das IoT übermittelt nun Daten automatisch und in Echtzeit. Neben Pay-per-Use-Modellen können Leasing-Gesellschaften auch Services wie Predictive Maintenance anbieten. Bei der vorausschauenden Instandhaltung warnt die Maschine, wenn ein Verschleißteil ausgetauscht werden muss oder ein Wartungsintervall ansteht. So bietet Leasing in Verbindung mit Digitalisierung Unternehmen einen echten Mehrwert. Dabei wirkt die Digitalisierung selbst als Treiber für neue Leasing-Modelle.

Bei Pay-per-Use zahlt der Leasing-Kunde die Rate in Abhängigkeit von der tatsächlichen Nutzung des Fahrzeugs, der Maschine oder Anlage. Auf diese Weise kann der Anwender die Leistung nach seinem Bedarf an Betriebsstunden, Kopien oder Scans abrufen. Als Pay-per-Hour, also auf Basis von Betriebsstunden, kann eine exakte zeit- und nutzungsabhängige Abrechnung in der Produktion genutzt werden. Kundenbefragungen zeigen, dass Unternehmen dieses Finanzierungsmodell zum Beispiel nutzen wollen, um sich neue Geschäftsfelder zu erschließen oder im Bereich der Absatzfinanzierung, um innovative, hochwertige Technologien in die Märkte einzuführen, wie das Kundenbeispiel "Cut & Pay" im Jahresbericht 2022 zeigt: 

Smarte Finanzierung

Ausblick

Leasing bietet passende Antworten für die Herausforderungen der heutigen Zeit – für das beschleunigte Innovationstempo, für den digitalen Wandel oder die Sharing Economy mit serviceorientierten Ansätzen.

Dr. Claudia Conen, BDL-Hauptgeschäftsführerin, blickt zuversichtlich in die Zukunft der Branche.

Die oben gezeigten Fotos sind nicht zur Weitergabe lizensiert. Die Fotoquelle ist jeweils angegeben. 

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Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen 

Heike Schur
Referatsleiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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