BDL Leasingnews - Ausgabe November 2021

Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat vergangene Woche ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Bereits zwei Monate nach der Bundestagwahl stehen Ziel, Route und Mannschaft bis 2025 fest. Die Koalitionäre wollen die 2020er Jahre zu einem Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen machen, insbesondere in Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung und Forschung sowie in die Infrastruktur. „Wir begrüßen diesen Fokus“, kommentiert Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des BDL. Für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft seien enorme Investitionen zu stemmen. „Die Leasing-Wirtschaft steht bereit, die Unternehmen bei der Realisierung der Investitionen zu begleiten und zu finanzieren.“ 

Zugleich kündigen die Ampel-Parteien an, im Dialog mit Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden eine „Allianz für Transformation“ zu schmieden und bereits im ersten Halbjahr des nächsten Jahres stabile und verlässliche Rahmenbedingungen für die Transformation zu besprechen. „Die Transformation muss finanziert werden und hierfür ist die Leasing-Branche mit ihrer Objekt- und Marktexpertise prädestiniert“, erklärt Dr. Conen. „In einer solchen Allianz sollten daher auch die Transformationsfinanzierer nicht fehlen, denn auch wir benötigen passende Rahmenbedingungen, um den Mittelstand bei seiner Umgestaltung unterstützen zu können.“  

Die Leasing-Branche hat die Aufholjagd nach dem pandemiebedingt starken Einbruch fortgesetzt. Das Neugeschäft der Leasing-Branche steigt in den ersten neun Monaten 2021 um 7 Prozent, bereinigt um mehrere Großprojekte im Anlagenbau um 5,3 Prozent. Neben dem Zuwachs des Pkw-Neugeschäfts (11 Prozent) zeigt vor allem das Leasing von Nutzfahrzeugen (23 Prozent) eine deutliche Erholung. Diese basiert insbesondere auf den schwachen Vergleichszahlen im Vorjahreszeitraum. Das Segment Maschinen verzeichnet ein Plus von 6 Prozent, während das IT-Leasing rückläufig ist (-5 Prozent). Gut entwickelte sich das Segment Medizintechnik, das Neugeschäft wuchs um 9 Prozent. Das Niveau von 2019 konnte jedoch noch nicht wieder erreicht werden. 

Der ifo Geschäftsklimaindex für die Leasing-Branche hat sich entgegen dem Trend im November leicht von 30 auf 31 Punkte verbessert. Die Beurteilung der aktuellen Lage stieg um 0,6 Punkte auf 39,5 Punkte. Auch die Erwartungskomponente entwickelte sich gegenüber dem Vormonat um 1,5 auf 22,9 Punkte. „Damit bildet Leasing unter den Wirtschaftszweigen eine Art 'gallische Ausnahme',“ erläutert Dr. Kai Wohlfarth, BDL-Referatsleiter Volkswirtschaft und Finanzierung. Die meisten anderen Branchen der gewerblichen Wirtschaft verzeichnen eine negative Erwartungskomponente. Lediglich das Verarbeitende Gewerbe ist mit 4 Punkten im positiven Bereich. Die verhältnismäßig positive Stimmung, speziell bei der aktuellen Lage, setze auf das Nachholen der verzögerten Auslieferungen, so Dr. Wohlfarth. Damit würden bereits abgeschlossene Leasing-Verträge endlich aktiviert werden. Ohne weitere drastische Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung prognostizieren die Wirtschaftsforschungsinstitute einen Abbau der Verzögerungen in den kommenden beiden Quartalen. „Das sorgt für Zuversicht.“

Ein möglicher Lockdown aufgrund der sehr dynamischen 4. Welle sei bisher nicht berücksichtigt. „Es stellt sich allerdings auch die Frage, ob dies im Leasing-Geschäft nötig ist,“ führt Dr. Wohlfarth weiter aus. „Die staatlichen Sicherungsinstrumente für die kleinen und mittleren Unternehmen – also dem Gros der Leasing-Kunden – sind erprobt und weiterhin aktiv.“ Selbst bei einem vollständigen Lockdown funktioniere das digitale Arbeiten im Homeoffice zumeist reibungslos.

Der Koalitionsvertrag der angehenden Ampel-Regierung war noch kein Bestandteil der Umfrage. 

Die Ampel-Politiker haben im Koalitionsvertrag festgelegt, die Innovationsprämie zur Unterstützung der Anschaffung elektrischer Pkw und Plug-In-Hybride unverändert bis zum 31. Dezember 2022 fortzuführen. Damit tragen sie den aktuellen Auslieferungsschwierigkeiten der Hersteller bei bereits bestellten Fahrzeugen Rechnung. Denn für die Beantragung der Innovationsprämie des Bundes in Höhe von 3.000 Euro für Elektroautos und Plug-In-Hybride beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) müssen die Fahrzeuge nicht nur bestellt, sondern bereits zugelassen sein. „Wir begrüßen, dass es nun Rechtssicherheit für die Prämie gibt“, erklärt Dr. Claudia Conen, BDL-Hauptgeschäftsführerin, und ergänzt: „Jetzt muss die neue Förderrichtlinie noch rechtzeitig vor dem 31. Dezember 2021 in Kraft treten, denn ansonsten würde zum Jahresende die Innovationsprämie auslaufen.“

Ab 1. Januar 2023 wollen die Ampel-Parteien nur noch Fahrzeuge fördern, die „nachweislich einen positiven Klimaschutzeffekt haben, der nur über einen elektrischen Fahranteil und eine elektrische Mindestreichweite definiert wird“, heißt es im Koalitionsvertrag. Diese Mindestreichweite müsse bereits ab 1. August 2023 80 Kilometer betragen. Ende 2025 soll die Innovationsprämie dann auslaufen. 

Zudem soll die bestehende Besserstellung von Plug-In-Hybridfahrzeugen bei der Dienstwagenbesteuerung für neu zugelassene Fahrzeuge stärker auf die rein elektrische Fahrleistung ausgerichtet werden. „Hybridfahrzeuge sollen zukünftig nur noch privilegiert werden (Entnahmewert 0,5 Prozent), wenn das Fahrzeug überwiegend (mehr als 50 Prozent) auch im rein elektrischen Fahrantrieb betrieben wird. Wird das Fahrzeug nicht überwiegend im elektrischen Fahrbetrieb genutzt oder der rein elektrische Fahranteil nicht nachgewiesen, entfällt der Vorteil und die Nutzung des Dienstwagens wird regelbesteuert (1-Prozent-Regelung)“, heißt es im Koalitionsvertrag. 

Die EU-Kommission hat Legislativvorschläge zur Umsetzung von Basel III in europäisches Recht veröffentlicht. Obwohl Leasing-Gesellschaften in Deutschland in der Regel nicht in den direkten Anwendungsbereich des Reformpakets fallen, werden die Vorschläge zur Anpassung des EU-Aufsichtsrahmens Einfluss auf die aufsichtlichen Rahmenbedingungen aller Leasing-Unternehmen haben. Die wesentlichen Änderungen des „Bankenpakets“, die auch für Leasing-Unternehmen relevant sein werden, bestehen in stark modifizierten Bewertungsansätzen für Kreditrisiken und in der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten. Die neuen Ansätze zur Bewertung von Kreditrisiken können zu steigenden Kapitalkosten bei der Refinanzierung von Leasing-Unternehmen führen und werden Einfluss auf die Investitionsfinanzierung des Mittelstandes haben.

"Die deutsche Wirtschaft braucht dringend mehr Zukunftsinvestitionen in Nachhaltigkeit und Digitalisierung", erklärte BDL-Präsident Kai Ostermann auf der 41. Mitgliederversammlung des BDL am 18. November 2021. Er führte aus: "Die 2020er-Jahre sind eine Dekade der Weichenstellungen. Der Schlüssel zur erfolgreichen Bewältigung der anstehenden Transformationsprozesse sind neue Technologien."  Grüne Technologien seien durchaus eine Stärke des deutschen Innovationssystems. Doch schlafe die internationale Konkurrenz nicht. Im Gegenteil: "Deutschland gerät zunehmend unter Druck. Wir brauchen daher eine stärkere Förderung von Forschung und Innovation, und wir brauchen Anreize, die die Investitionsdynamik am Standort Deutschland antreiben." 

Für den Umbau des Wirtschaftsstandortes müssen enorme Investitionen getätigt werden. Die Leasing-Branche wolle den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft in Deutschland mitgestalten. Ihre Expertise qualifiziere sie, einen Löwenanteil der erforderlichen Investitionen in innovative Technologien zu realisieren. Ostermann: "Seit vielen Jahren finanzieren die Leasing-Gesellschaften Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, bringen Elektromobilität auf die Straße und führen energieeffiziente Produktionsmaschinen, Umwelttechnik und andere innovative Technologien in die Märkte ein und sorgen für ihre Verbreitung. Wer, wenn nicht die Leasing-Branche, kann und wird die anstehende Transformation finanzieren?"