Leasing-Branche sieht großes Potenzial in Zukunftsinvestitionen

Leasing-Wirtschaft finanzierte 2021 für 72 Mrd. Euro Zukunftsinvestitionen der deutschen Wirtschaft (+3,4 Prozent) / Branche realisierte über ein Viertel der Ausrüstungsinvestitionen / Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs, ambivalenter Ausblick / Leasing entscheidender Faktor für Transformation der Wirtschaft

Für 72 Mrd. Euro finanzierten die Leasing-Gesellschaften 2021 in Deutschland Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge, IT-Equipment, Immobilien und andere Wirtschaftsgüter. Dies entspricht einem Wachstum von 3,4 Prozent. „Nach dem Corona-Jahr 2020 konnte sich die Wirtschaft im vergangenen Jahr wieder erholen“, erklärt Kai Ostermann, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL). In den ersten neun Monaten 2021 steigerte die Leasing-Branche ihr Neugeschäft um gut 7 Prozent; im vierten Quartal bremsten jedoch Lieferengpässe und lange Auslieferungszeiten der Hersteller die weiterhin hohe Nachfrage bei den Leasing-Gesellschaften. „Der Schwung der Sommermonate wurde etwas ausgebremst,“ erläutert Ostermann. Das Wirtschaftswachstum zeige jedoch die weitere Erholung der Wirtschaft.

Ambivalenter Ausblick

Auf das laufende Jahr blickt der BDL-Präsident angesichts der Russland-Ukraine-Krise ambivalent: „Einzelne Branchen wie die Bauindustrie wachsen stetig, die Corona-Einschränkungen werden überwunden und die Lieferprobleme könnten sich entspannen und damit den Auftragsstau auflösen. Der Transformationsprozess kann an Fahrt aufnehmen.“ Auch die Leasing-Nachfrage sei gut. Jedoch beeinflussen neben Zins- und Inflationsentwicklung vor allem die militärische Eskalation in der Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die Folgen seien noch nicht abzusehen.

Grundsätzlich stimmt der Blick auf die Folgejahre die Leasing-Branche jedoch zuversichtlich. Deutschland steht, wie andere Volkswirtschaften, vor großen Herausforderungen. Die 2020er-Jahre sind eine Dekade der Investitionen, zur Realisierung der Energiewende, der Digitalisierung, aber auch des demographischen Wandels. „Der Schlüssel, um die in Gang gesetzte Transformation zu bewältigen, liegt in neuen Technologien und nachhaltigen Wirtschaftsgütern. Mit ihrer Objekt- und Branchen-Expertise sind die Leasing-Gesellschaften prädestiniert, einen Löwenanteil dieser Investitionen zu realisieren.“

Leasing-Branche ermöglicht Transformation des Mittelstands

Die Branche, die 2022 ihre Gründung vor 60 Jahren in Deutschland feiert, finanziert bereits seit langem Photovoltaik-Anlagen und Windparks, bringt Elektromobilität und Fahrräder auf die Straße, führt energieeffiziente Produktionsmaschinen und moderne, sichere und innovative Technologien u. a. für Dienstleister, Handwerker, Bau- und Industrieunternehmen, Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegedienste ein und sorgt für ihre Verbreitung.

Über ein Viertel der gesamtdeutschen Ausrüstungsinvestitionen (2021: 26,7 Prozent) wird dabei von Leasing-Gesellschaften realisiert. Neben der reinen Investition werden eine breite Palette von Serviceleistungen, aber auch beratende Unterstützung für die Erstellung individueller Nachhaltigkeitsberichte oder der Einbeziehung von Transformations-Förderprogrammen angeboten. „Die Leasing-Branche ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Transformation der deutschen Wirtschaft“, betont Ostermann.

„Die Herausforderungen der Transformation sind jedoch nur im Schulterschluss von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu bewältigen“, hebt Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des BDL, hervor und unterstreicht die Chancen für die deutsche Wirtschaft: „Bereits unser in die Jahre gekommenes Erneuerbare-Energien-Gesetz war ein Exportschlager. Wenn wir als Volkswirtschaft nun bei der Transformation wieder vorangehen, führt die mögliche Marktführerschaft zur Sicherung unseres Wohlstandes.“ Dafür benötige die Wirtschaft allerdings Planungssicherheit, einen verlässlichen und transparenten Ordnungsrahmen, einen soliden Finanzierungsmix sowie eine zielgerichtete stärkere Förderung von Forschung und Innovation.

Investitionsanreize und zeitgemäße Förderprogramme schaffen

Neben der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie dem Abbau von Bürokratie sind auch Anreize für Investitionen in Nachhaltigkeit erfolgsversprechend. „Öffentliche Förderprogramme können den Markthochlauf von ‚grünen‘ Investitionen unterstützen, zugleich ermöglicht Leasing den Unternehmen den schnellen Wechsel zu neuen Technologien“, erläutert Ostermann. Wie erfolgreich Leasing und Förderprogramme zusammenwirken, zeige die Innovationsprämie für Elektroautos. „Die Förderpolitik muss daher Leasing stärker mitdenken.“

Doch hält die Politik bei der Konzeption von Förderprogrammen häufig am Eigentums- statt am Nutzungsprinzip fest. „Das geht am unternehmerischen Interesse vorbei. Denn für die Mehrzahl der Unternehmen steht die Nutzung eines Wirtschaftsgutes statt seines Eigentums im Vordergrund, was auch im Sinne der Nachhaltigkeit vernünftig ist“, führt Dr. Conen aus. Dies müsse in den Förderbedingungen abgebildet werden. „Wir brauchen zielgerichtete, planbare und für alle Finanzierungsformen gleichberechtigte Anreize, die die Investitionsdynamik am Standort Deutschland antreiben“, fasst die Hauptgeschäftsführerin zusammen.

Bürokratie abbauen und regulatorisches Umfeld risikogerecht gestalten

Überbordende Bürokratie und starken Regulierungsdruck sieht der BDL-Präsident als eine weitere Hürde an, die die Leasing-Wirtschaft in ihrer Rolle als Investitionsmotor behindert. „Leasing-Gesellschaften dürfen nicht mit Banken-Maßstäben gemessen werden. Sie sind weniger komplex und tragen ein deutlich geringeres Risiko. Das Konzept der Aufsicht berücksichtigt dies nicht ausreichend.“ Denn alle wesentlichen Regulierungsinitiativen richten sich zunächst an international tätige Großbanken. Von diesen Großbanken werden die Standards abgeleitet – und treffen letztlich die mittelständische Leasing-Branche. „Daher bedarf es Proportionalität und mehr Differenzierung und idealerweise eines eigenen Regulierungsrahmens.“

Entwicklung der Objektgruppen

Im vergangenen Jahr entwickelten sich die Objektgruppen mit unterschiedlicher Dynamik. Nahezu alle Segmente waren von Störungen in den Lieferketten betroffen. Den größten Anteil am Leasing-Markt hält das Fahrzeugleasing mit Pkw und Nutzfahrzeugen (72 Prozent). Während das Neugeschäft im Pkw-Leasing angesichts der Lieferengpässe nur um 2 Prozent steigen konnte, wuchs das Geschäft mit Nutzfahrzeugen um 9 Prozent, da ein größeres Angebot bestand und die Transportbranche boomte.

2021 wurden insgesamt in Deutschland 10 Prozent weniger Pkw neu zugelassen als 2020. Der Leasing-Anteil an den Neuzulassungen stieg jedoch auf 40,9 Prozent (2020: 37,6 Prozent). „Zwei von fünf neu zugelassenen Fahrzeugen in Deutschland sind geleast. Innerhalb der gewerblichen Wirtschaft dürfte der Anteil noch um einiges höher liegen“, führt Ostermann aus.

Das Neugeschäft mit Maschinen, alszweitstärkstes Leasing-Segment,stieg um 3 Prozent. „Hier könnte es im laufenden Jahr einen Nachholeffekt geben. Andererseits ist zu befürchten, dass Sanktionen gegenüber Russland für Unsicherheit bei den Unternehmen und zumindest temporär für eine Investitionszurückhaltung auch in Deutschland sorgen“, erklärt der BDL-Präsident. 

Rückläufig entwickelte sich dagegen das Segment Büromaschinen, Computer, Server und IT-Ausstattungen (-3 Prozent), auch hier zeigte sich der Mangel an Vorprodukten, insbesondere Computerchips.

Den Bericht zum Leasing-Markt hat erstmals das Institut der deutschen Wirtschaft verfasst. Die Zahlen stellen eine Prognose dar, die die Entwicklung in der Teilerhebung des BDL auf die gesamte Leasing-Wirtschaft hochrechnet.

Weitere Downloads zum Leasing-Markt 2021 und den Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft finden Sie hier.  

 
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