BDL Leasingnews - Ausgabe März 2022


Leasing-Wirtschaft finanzierte 2021 für 72 Mrd. Euro Zukunftsinvestitionen

Für 72 Mrd. Euro finanzierten die Leasing-Gesellschaften 2021 in Deutschland Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge, IT-Equipment, Immobilien und andere Wirtschaftsgüter. Dies entspricht einem Wachstum von 3,4 Prozent. Während das Neugeschäft Mobilien-Leasing stagnierte (+0,6 Prozent), verdoppelte sich mit 2,1 Mrd. Euro das Immobilien-Leasing. „Nach dem Corona-Jahr 2020 konnte sich die Wirtschaft im vergangenen Jahr wieder erholen“, erklärte BDL-Präsident Kai Ostermann (Foto) bei der Vorstellung der Jahreszahlen. In den ersten neun Monaten 2021 steigerte die Leasing-Branche ihr Neugeschäft um gut 7 Prozent; im vierten Quartal bremsten jedoch Lieferengpässe und lange Auslieferungszeiten der Hersteller die weiterhin hohe Nachfrage bei den Leasing-Gesellschaften. „Der Schwung der Sommermonate wurde etwas ausgebremst,“ erläuterte Ostermann. Das Wirtschaftswachstum zeige jedoch die weitere Erholung der Wirtschaft.

Ambivalenter Ausblick 

Auf das laufende Jahr blickte der BDL-Präsident angesichts des Ukraine-Krieges ambivalent: „Einzelne Branchen wie die Bauindustrie wachsen stetig, die Corona-Einschränkungen werden überwunden und die Lieferprobleme könnten sich entspannen und damit den Auftragsstau auflösen. Der Transformationsprozess kann an Fahrt aufnehmen.“ Auch die Leasing-Nachfrage sei gut. Jedoch beeinflussen neben Zins- und Inflationsentwicklung vor allem die militärische Eskalation in der Ukraine und die daraus resultierenden Sanktionen die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die Folgen seien noch nicht abzusehen.

Grundsätzlich stimmt der Blick auf die Folgejahre die Leasing-Wirtschaft zuversichtlich. Großes Potenzial sieht die Branche in der Realisierung der notwendigen Zukunftsinvestitionen für die Transformation der Wirtschaft. 

Zur Vorstellung der Jahreszahlen 

Pkw-Leasing gewinnt Marktanteile: 2 von 5 Autos geleast

Die Leasing-Branche konnte im vergangenen Jahr ihren Marktanteil im Pkw-Markt weiter ausbauen. Der Anteil der geleasten neu zugelassenen Pkw an allen neu zugelassenen Pkw stieg 2021 nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft deutlich um 3,3 Prozentpunkte an und betrug 40,9 Prozent, nach 37,6 Prozent im Jahr 2020. Zwei von fünf neu zugelassenen Autos sind geleast. Bei den gewerblichen Haltern dürfte der Anteil noch höher liegen. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der neuzugelassenen Pkw um 10 Prozent zurück. Bereits im Vorjahr betrug der Rückgang 19 Prozent. Ursache waren die Lieferengpässe, vor allem bei Elektronikbauteilen. Die Anzahl der Pkw-Leasingverträge fiel im vergangenen Jahr dagegen um moderate 2,2 Prozent. Wenn Unternehmen in Fahrzeuge investierten, haben sie dies verstärkt über Leasing getan.

Leasing-Marktbericht des IW

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat erstmals den Bericht zum Leasing-Markt 2021 verfasst. Der Bericht analysiert die Veränderungen in den Objektgruppen und berechnet die Leasing-Quoten sowie den Leasing-Marktanteil beim Pkw-Leasing. Zudem gibt das IW einen Ausblick auf die Entwicklung der Investitionen im laufenden Jahr. Der IW-Marktbericht hat Prognosecharakter, da die Zahlen auf den Quartalserhebungen des BDL basieren, die auf den Gesamtmarkt hochgerechnet wurden. Die Vollerhebung der Daten des Geschäftsjahres 2021 hat bereits begonnen. Die Ergebnisse werden im Rahmen des BDL-Jahresberichts veröffentlicht.

Bericht zum Leasing-Markt

Investitionsanreize und zeitgemäße Förderprogramme schaffen

Für die Transformation der Wirtschaft müssen enorme Investitionen gestemmt werden. Damit Anreize für Investitionen in Nachhaltigkeit ihre volle Wirkung entfalten können und die Investitionsdynamik am Standort Deutschland antreiben, müssen staatliche Förderprogramme und private Investitionstätigkeiten praxistauglich aufeinander abgestimmt werden. "Die Förderpolitik muss Leasing daher stärker als bisher mitdenken", appellierte BDL-Hauptgeschäftsführerin Dr. Claudia Conen auf einem Pressegespräch anlässlich der Vorstellung der Leasing-Marktzahlen. "Welche Wirkung sich entfalten kann, wenn sich Förderpolitik und Leasing ergänzen, zeigt die Innovationsprämie für Elektroautos. Doch wir erleben immer wieder, dass die Politik bei der Konzeption der Förderprogramme davon ausgeht, dass Investition und Nutzung identisch sind. Investierender und Nutzender können sich aber unterscheiden", führte sie aus.

Angesichts vieler technisch immer komplexer, digitaler und teurer werdender Objekte steht für die Mehrzahl der Unternehmen die Nutzung eines Wirtschaftsgutes über einen bestimmten, planbaren Zeitraum im Vordergrund statt des Erwerbs des Eigentums. Dr. Conen führte mehrere Beispiele an, bei denen die Förderbedingungen Leasing nicht optimal berücksichtigen, u.a. den DigitalPakt Schule. Mittels dieses Förderprogramms sollen Hardware und WLAN an Schulen sowie Laptops für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte finanziert werden. Immer noch werden die Fördermittel nur zögerlich abgerufen, nach drei Jahren knapp die Hälfte der Mittel. Leasing ist im DigitalPakt nur eingeschränkt bzw. nicht in allen Bundesländern möglich. Der BDL fordert bereits seit langem, dass Bund und Länder die Vorteile durch Leasing-Investitionen in das Programm einbeziehen sollen.

"Leasing kann die Digitalisierung der Schulen voranbringen," erklärte die BDL-Hauptgeschäftsführerin. "Zumal die Anschaffung allein nicht ausreichen wird. Die Schulen benötigen ebenso Unterstützung bei der IT-Nutzung. Leasing-Gesellschaften bieten auch Services wie Updates, Wartung etc. an, damit sich die Lehrkräfte auf ihre Kernaufgabe, das Unterrichten, konzentrieren können."  Der BDL wird sich daher weiterhin für die Einbeziehung von Leasing in das Förderprogramm stark machen. 

Leasing-Geschäftsklima: Erwartungen nach Ukraine-Krieg eingebrochen

Der ifo Geschäftsklimaindex für die Leasing-Branche fiel im März 2022 deutlich von bereits revidierten 22,9 auf 15,8 Punkte. Nachdem am 24. Februar 2022 Russland die Ukraine angegriffen hatte, war ein Rückgang insbesondere der Erwartungskomponente absehbar. Diese fiel von 9,7 in den negativen Bereich auf -4,1 Punkte, während sich die aktuelle Lage leicht von 36,9 auf 37,6 Punkte verbesserte. Damit zeigt sich die Stimmung der Leasing-Branche optimistischer als die der Gesamtwirtschaft in Deutschland. Ursächlich dafür dürften die anhaltend hohe Auftragslage und weiterhin bestehende Nachholeffekte aus den Corona-Jahren sein. Die reduzierte Erwartungskomponente geht deshalb einher mit großer Unsicherheit. Eine valide Prognose für die kommenden Monate und auch das Gesamtjahr sei daher nicht möglich, so Dr. Kai Wohlfarth, Referatsleiter für Volkswirtschaft und Finanzierung beim BDL.

„Die offensichtlichen Auswirkungen, wie das Fehlen von Kabelbäumen für die Autoindustrie, könnten sich als Spitze des Eisbergs für die gesamte Wirtschaft herausstellen,“ so Wohlfarth weiter. Eine Zuspitzung für die deutsche Wirtschaft wäre ein moralisch sicherlich gebotener Importstopp für Gas und Öl. Dieser habe nicht nur Einfluss auf die Energieversorgung, sondern auf unterschiedlichste Vorprodukte in den Lieferketten. „Letztlich steht durch die gefährdete Sicherheit in Europa jedoch mehr auf dem Spiel als eine erneute Rezession. Ökonomische Ziele müssen vor diesem Hintergrund neu justiert werden,“ fasst Wohlfarth zusammen.

Zum ifo Geschäftsklima Finanzierungsleasing

Jubiläum: Innovativ mit Erfahrung

Sechs Jahrzehnte Zukunftsinvestitionen für Deutschland – 50 Jahre Engagement für die Leasing-Wirtschaft. "Mit Leasing nachhaltig, digital und innovativ in die Zukunft" – unter dieser Überschrift steht das Doppeljubiläum von Leasing-Branche und BDL in diesem Jahr. Auf einer Jubiläumswebsite nimmt der BDL die User auf eine Zeitreise durch 60 Jahre Leasing-Geschichte mit, zeigt Meilensteine der Branche und der Verbandsarbeit. Es werden Stimmen zum Leasing aus Politik und von Verbänden vorgestellt und unter dem Motto "Wir sind BDL" Gesichter von Expertinnen und Experten aus der Branche gezeigt. Die Fachleute beschreiben, was für sie die Leasing-Branche ausmacht, wie sie die Zukunft sehen und warum sie sich im BDL engagieren. Zudem wird beschrieben, was 60 Jahre Leasing-Geschichte für die Transformation der Wirtschaft bedeuten. Die Inhalte der Jubiläumswebsite wandeln sich über das ganze Jubiläumsjahr, neue Expertinnen und Experten, neue "Stimmen zum Leasing", ein Podcast und Infos zur Jubiläumsfeier im November werden regelmäßig ergänzt. Auch die Jubiläumsbroschüre #Leasing steht auf der Seite zum Download zur Verfügung. 

Zur Jubiläumswebsite 

60 Jahre Leasing in Deutschland und seine Zukunftsperspektiven

Sechs Jahrzehnte nach der Gründung in Deutschland ist die Leasing-Branche und das Produkt Leasing attraktiver denn je. Leasing ist aus dem Wirtschaftsalltag nicht mehr wegzudenken und ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Transformation der Wirtschaft. BDL-Hauptgeschäftsführerin Dr. Claudia Conen (Foto) sprach auf dem 43. Symposium des Instituts für Bank- und Finanzgeschichte und des Forschungsinstituts für Leasing an der Universität zu Köln über die Meilensteine der Leasing-Geschichte und was die Erfahrung aus sechs Jahrzehnten für die Bewältigung der Zukunftsinvestitionen lehrt. So habe die Leasing-Wirtschaft stets die Verbreitung von Innovationen ermöglicht und wurde zum Investitions- und Innovationsmotor der deutschen Wirtschaft.

"Mit ihrer Objekt- und Markt-Expertise ist die Branche prädestiniert, einen Löwenanteil der anstehenden Investitionen in innovative „grüne“ Technologien für ihre Kunden zu realisieren", erklärte sie. Im Anschluss referierte Prof. Thomas Hartmann-Wendels (Foto), Leiter des Forschungsinstituts, zur Ratio und den Zukunftsperspektiven des Leasing. Das Symposium am 15. März 2022 in Köln stand unter der Überschrift 60 Jahre Leasing in Deutschland – Bedeutung für die Unternehmensfinanzierung. 

Was kann Leasing beitragen, um die Herausforderungen der neuen Dekade zu bewältigen? Über den Leasing-Beitrag zu Dekarbonisierung, Digitalisierung, Mobilität der Zukunft diskutierten Dr. Christian Dahlheim, Volkswagen Financial Services, Prof. Dr. Michael Grömling, Institut der deutschen Wirtschaft, Marion Schäfer, Miller Leasing Miete GmbH, und Kai Ostermann, Deutsche Leasing AG. 

Lieferschwierigkeiten gefährden E-Auto-Prämie 

Trotz Verlängerung bis Ende 2022 ist die E-Auto-Prämie aufgrund der aktuell langen Lieferfristen bedroht. Bei einer heutigen Bestellung sind Lieferungen erst in der 49. KW keine Seltenheit. Für die Prämie könnte dies jedoch knapp werden, denn für den Förderantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle muss das Elektrofahrzeug nicht nur geliefert, sondern auch noch in diesem Jahr zugelassen sein. "Auf die aktuelle Situation muss mit einer Anpassung der Antragsbedingungen reagiert werden", fordert Dr. Claudia Conen, Hauptgeschäftsführerin des BDL. Denkbar sei eine Anpassung z. B. in Form einer Reservierung, wie sie der ADAC fordert.

Der Bundeswirtschaftsminister hatte bereits im Dezember 2021 die Prämie aufgrund der Lieferproblematik bis Ende 2022 verlängert. Doch seither haben die Lieferschwierigkeiten zugenommen. Der Ukraine-Krieg verschärft zudem den Materialmangel.

Ukraine-Krieg: Auswirkungen für die Leasing-Wirtschaft

Wie stark sich der Krieg in der Ukraine auf die deutsche Wirtschaft auswirken wird, ist noch nicht absehbar. Kurzfristig dürften vor allem zusätzliche Lieferengpässe die Produktion belasten. Zwar spielt Russland als Absatzmarkt und Produktionsstandort keine bedeutsame Rolle, anders sieht dies als Rohstofflieferant und für die Gasversorgung aus. 

Die deutschen Leasing-Unternehmen sind spätestens seit den Sanktionen 2014 anlässlich der Annexion der Krim mit einem sehr überschaubaren Neugeschäft in Russland aktiv. Das Monitoring von Sanktionslisten gehört auch bei der Ermittlung des wirtschaftlich Berechtigten im Rahmen der Geldwäsche-Prävention zur täglichen Praxis der Leasing-Gesellschaften. Sind Geschäfte mit gelisteten Personen oder Objekten unmittelbar von den Sanktionen betroffen, sind die Verträge zu beenden. Werden Leasing-Raten infolge des SWIFT-Ausschlusses nicht gezahlt, sind die Verträge kündbar. Jedoch werden die europäischen Sanktionen mittelbar – wie auf alle anderen Branchen – auch Auswirkungen auf die Leasing-Branche haben. 

BMF: Digital-AfA lässt Anwendung der Leasing-Erlasse unbeeinträchtigt

Mit Blick auf die Corona-Krise und zur Unterstützung der digitalen Transformation hatten Politik und Finanzverwaltung vor rund einem Jahr per Verwaltungsanweisung die Abschreibungsdauern für digitale Wirtschaftsgüter auf 12 Monate herabgesetzt. In der Leasing-Praxis hatte dies Fragen hinsichtlich möglicher Auswirkungen auf die bilanzielle Zurechnung verleaster Hard- und Software aufgeworfen. Denn nach den sogenannten Leasing-Erlassen der Finanzverwaltung hängt die Entscheidung, ob Leasing-Güter beim Leasing-Geber oder beim Leasing-Nehmer zu bilanzieren sind, entscheidend vom Verhältnis zwischen Laufzeit des Leasing-Vertrages und betriebsgewöhnlicher Nutzungsdauer der jeweiligen Wirtschaftsgüter ab („90%-Grenze“). Auf Bitten des BDL hat das BMF jetzt in einem Schreiben vom 23. März 2022 klargestellt, dass die neue12-Monats-Regel keine negativen Auswirkungen auf die Zurechnungsfrage hat.

Demnach bleibt unbeanstandet, wenn auch bei Inanspruchnahme der Digital-AfA die Entscheidung über die bilanzielle Zurechnung gemäß den Regelungen der Leasing-Erlasse unter sinngemäßer Anwendung der bisherigen – also unverminderten – betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauern erfolgt. Die gerade auch im IT-Leasing geschätzte Anpassungsfähigkeit der Laufzeit und anderer vertraglicher Eckdaten an die individuellen Bedürfnisse der Kunden bleibt damit vollumfänglich erhalten. Leasing kann dank vertraglicher Flexibilität und der Einbindung ergänzender Services wie Versicherung, Roll-out- und datenschutzkonformes Rücknahme-Management, seine besonderen Vorteile im Bereich der digitalen Transformation weiterhin voll entfalten.

 
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