Marktbericht 2021

Leasing-Wirtschaft realisierte 2021 Investitionen für 70 Mrd. Euro

  • Lieferengpässe bremsten Leasing-Wirtschaft aus
  • Fahrzeuge dominieren Neugeschäft 
  • Leasing hat Anteil an Dekarbonisierung des Verkehrs mit 1,4 Mio. Leasing-Rädern und einer Leasing-Quote von 44 Prozent bei Elektrofahrzeugen
  • Leasing-Wirtschaft ist sichernder Anker in Krisenzeiten 

Berlin, im Juli 2022 – Das Jahr 2021 war erneut durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen geprägt. Die zunächst erwarteten starken Nachholeffekte setzten zwar im Frühjahr ein, wurden aber im Verlauf des vergangenen Jahres immer wieder unterbrochen. „Im Zuge der Pandemie wurden die internationalen Lieferketten erheblich gestresst. In der Folge war auch die deutsche Industrie mit Materialengpässen historischen Ausmaßes konfrontiert, welche die Produktion massiv beeinträchtigten, während sich die Nachfrage ausweislich des regen Auftragseingangs bereits kräftig erholt hatte", heißt es in der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2022 der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Letztlich konnte sich die deutsche Wirtschaft nach dem Einbruch im Vorjahr etwas erholen, die Wirtschaftsleistung erreichte jedoch nicht das Vorkrisenniveau.

Lieferengpässe bremsten Leasing-Wirtschaft aus

Die Leasing-Wirtschaft finanzierte 2021 in Deutschland für rund 70 Mrd. Euro Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge, IT-Equipment, Immobilien und andere Wirtschaftsgüter. Das Neugeschäft stagnierte im Vergleich zum Vorjahr, was vor allem auf die Lieferschwierigkeiten in der Automobilindustrie zurückzuführen ist. Fahrzeugleasing ist seit Jahren das stärkste Segment im Leasing-Markt. Zwar verzeichnete die Leasing-Branche eine sehr starke Nachfrage im vergangenen Jahr, die Auftragsbücher waren gut gefüllt. Doch geht avisiertes Neugeschäft – anders als bei den Prognosen im Frühjahr – erst mit Auslieferung des geleasten Wirtschaftsgutes in die Bilanz der Leasing-Gesellschaft und damit in die jährliche Branchenstatistik ein. Lieferengpässe und lange Lieferzeiten der Hersteller bremsten besonders im zweiten Halbjahr die Auslieferung der Leasing-Fahrzeuge und standen der hohen Nachfrage bei den Leasing-Gesellschaften gegenüber.

Das Volumen der Leasing-Neuinvestitionen in Deutschland umfasste im vergangenen Jahr 60,2 Mrd. Euro (-1,9 Prozent). Das Mietkauf-Neugeschäft, das viele Leasing-Unternehmen ihren Kunden als Finanzierungsalternative anbieten, lag bei 9,4 Mrd. Euro (14,7 Prozent).

Das Leasing-Neugeschäft setzt sich aus dem Leasing von Ausrüstungsinvestitionen (Mobilien-Leasing) und von Nichtwohnbauten (Immobilen-Leasing) zusammen. Beide Segmente waren im vergangenen Jahr rückläufig. Das Mobilien-Leasing erreichte ein Volumen von 59,4 Mrd. Euro (-1,8 Prozent). Das Immobilien-Leasing belief sich auf 0,9 Mrd. Euro (-9,1 Prozent). Das Leasing von Nicht-Wohnbauten ist von Großprojekten bestimmt und daher traditionell sehr volatil.

Mobilien-Leasingquote geht zurück

Im Corona-Jahr 2020 erreichte die Mobilien-Leasingquote – der Anteil des Leasing an den gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen – mit 28,3 Prozent ihr All-Time-High. Dieser Anteil konnte 2021 trotz guter Nachfrage aufgrund der Lieferproblematik nicht gehalten werden. Die Mobilien-Quote ging im vergangenen Jahr auf 26,4 Prozent zurück. Damit wird ein gutes Viertel des Volumens der Ausrüstungsinvestitionen über Leasing realisiert. Rechnet man das Mietkauf-Neugeschäft hinzu, so finanziert die Leasing-Wirtschaft etwa ein Drittel der Ausrüstungsinvestitionen.

Aufgrund des rückläufigen Neugeschäfts Immobilien-Leasing sank der Leasing-Anteil (Mobilien und Immobilien-Leasing) an den gesamtwirtschaftlichen Investitionen (Investitionen in Ausrüstungen und Nicht-Wohnbauen) – die Leasing-Quote – auf 15,7 Prozent (2020: 16,9 Prozent).

Fahrzeuge dominieren das Leasing-Neugeschäft

Im vergangenen Jahr entwickelten sich die Objektgruppen mit unterschiedlicher Dynamik. Nahezu alle Segmente waren von Störungen in den Lieferketten betroffen. Den größten Anteil am Leasing-Markt hält das Fahrzeugleasing mit Pkw und Nutzfahrzeugen (76 Prozent). Während sich das Neugeschäft im Pkw-Leasing angesichts der Lieferengpässe um 4 Prozent verringerte, wuchs das Geschäft mit Nutzfahrzeugen (Busse, Lkw, Transporter und Hänger) um 17 Prozent, da ein größeres Angebot bestand und die Transportbranche boomte.

Marktanteile gewonnen

2021 wurden insgesamt in Deutschland 10 Prozent weniger Pkw neu zugelassen als 2020, während die Leasing-Branche nach Stückzahlen mit -6,6 Prozent einen deutlich geringeren Rückgang im Pkw-Leasing verzeichnete. Der Leasing-Anteil an den Neuzulassungen stieg entsprechend auf 48 Prozent (2020: 46 Prozent). Der Anstieg der Leasing-Quote in den vergangenen beiden Jahren ist auf Marktbesonderheiten – da der Auslieferungsrückgang insbesondere Kleinwagen betrifft – und sollte sich in den kommenden Jahren neu justieren. Die Hersteller haben im Zuge des Halbleitermangels den Fokus auf höherpreisige Fahrzeuge gelegt, diese werden häufiger geleast als direkt angeschafft. Entsprechend geringer war der Rückgang gemessen an den Gesamtzulassungszahlen.

Anteil an Dekarbonisierung des Verkehrs

Erstmals hat der BDL separate Daten zum Leasing von Fahrrädern und E-Rollern erhoben. Fahrräder im Wert von 1,4 Mrd. Euro wurden im vergangenen Jahr von BDL-Mitgliedern verleast. Das boomende Segment erreichte einen Anteil von 2 Prozent. Geleaste Fahrräder und Elektrofahrzeuge (Leasing-Quote bei 44 Prozent) zeigen den großen Anteil, der der Leasing-Wirtschaft an der Dekarbonisierung des Verkehrs in Deutschland zukommt.

Das Neugeschäft mit Maschinen für die Produktion, zweitstärkstes Leasing-Segment, verringerte sich 2021 um 5 Prozent. Der Anteil der Produktionsmaschinen am Leasing-Neugeschäft liegt bei 8 Prozent. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Struktur der BDL-Marktdaten geändert wurde: Baumaschinen (Anteil 3 Prozent) sowie Agrartechnik (Anteil 1 Prozent) wurden aus den Segmenten Produktionsmaschinen und Nutzfahrzeuge ausgegliedert und erstmals separat erfasst. Für diese Teilsegmente liegen daher keine Vergleichszahlen zu 2020 vor.

Rückläufig entwickelte sich das Segment Büromaschinen, Computer, Server und IT-Ausstattungen (-3 Prozent), auch hier wirkte sich 2021 der Mangel an Vorprodukten, insbesondere Computerchips, aus. Das Segment hat einen Anteil von 4 Prozent am Neugeschäftsvolumen.

Positiv entwickelte sich das Neugeschäft im Segment Medizintechnik, es stieg um 11 Prozent. Sein Anteil am Leasing-Neugeschäftsvolumen beträgt 1 Prozent. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung im Gesundheitssektor und der im Vergleich dazu noch niedrigen Leasing-Quote ist das Potenzial, das die Investitionen im Gesundheitswesen bieten, längst nicht ausgeschöpft. Von Vorteil für Kliniken, Ärztezentren und Fachpraxen wird sich hier erweisen, dass es mittels Leasing einfacher ist, dem in der Medizin besonders wichtigen Stand der Technik zu folgen. Zudem erleichtern ergänzende Services die Nutzung der Technik.

Das Neugeschäft mit Immateriellen Wirtschaftsgütern war 2021 rückläufig (-30 Prozent). Statistisch ist die Entwicklung des Segments (Anteil 1 Prozent) unterzeichnet – machen doch Software- und Lizenzanteile heute einen rasch steigenden Anteil des Wertes praktisch jedes Investitionsgutes aus. Sie finden sich in der Statistik als Bestandteile der jeweiligen Marktsegmente.

Das Neugeschäft mit Luft-, Schienen- und Wasserfahrzeugen sank um 28 Prozent und hält einen Anteil von 1 Prozent. Das Segment ist aufgrund seiner Kundenstruktur und der Größe der einzelnen Geschäfte traditionell volatil.

Entwicklung der Kundensektoren

Die Struktur der Leasing-Kunden ist seit Jahren stabil und auch im vergangenen Jahr gab es keine Überraschungen. Aufgrund einiger struktureller Änderungen in der BDL-Statistik ist für 2021 kein Vergleich der Neugeschäftsentwicklung zum Vorjahreszeitraum möglich.

Größter Kunde ist mit Abstand der Dienstleistungssektor. Der Bereich ist sehr heterogen: Er umfasst so unterschiedliche Zweige wie Kreditinstitute und Versicherungen, das Hotel- und Gaststättengewerbe, aber auch Beratungsunternehmen und IT-Dienstleister. Die wichtigsten Objekte im Geschäft mit diesem Sektor sind Pkw sowie IT-Geräte und Büromaschinen. Sein Anteil am Leasing-Markt 2021 liegt bei 38 Prozent.

Den zweitgrößten Kundensektor bilden Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe. Sein Anteil an den Leasing-Investitionen beträgt 17 Prozent.

12 Prozent des Leasing-Neugeschäfts entfallen auf Private Haushalte. Private Haushalte leasen fast ausschließlich Fahrzeuge und sind Teil der zunehmenden Marktbreite der E-Mobilität. (Dienst)Fahrräder werden zwar zumeist von Arbeitnehmern genutzt, Leasing-Nehmer und somit Investor in die Nachhaltigkeit ist allerdings der jeweilige Arbeitgeber.

Der Handel hat einen Neugeschäftsanteil von 10 Prozent, gefolgt vom Sektor Verkehr und Nachrichtenübermittlung mit 9 Prozent.

Leasing ist traditionell gut im Baugewerbe verankert. Sein Anteil am Neugeschäft beträgt 8 Prozent.

Das Neugeschäft mit Unternehmen des Segments Land- und Forstwirtschaft, Energie und Wasserversorgung erzielt einen Anteil am Gesamtmarkt von 4 Prozent.

Der Anteil des Staates am Neugeschäft beträgt 2 Prozent und bildet das Schlusslicht im Ranking der Kundengruppen. Gemessen am absoluten Geschäftsvolumen ist der Leasing-Anteil bei Investitionen der öffentlichen Haushalte – Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen – sowie des Staates gering. Das Bild ändert sich, sobald die in der Statistik anderen Sektoren zugerechneten Eigengesellschaften der öffentlichen Hand, staatsnahe Forschungsinstitute, Gesundheits- und karitative Einrichtungen in die Rechnung einbezogen werden. Dann ist sein Anteil am Neugeschäft der Leasing-Wirtschaft deutlich höher.

Über die Hälfte des Neugeschäfts mit Herstellern und Händlern

Leasing-Gesellschaften gewinnen ihre Kunden über mehrere Vertriebswege:

Der Löwenanteil des Neugeschäfts wird über Hersteller und Händler abgeschlossen. Beim Herstellerleasing bieten Hersteller ihre Investitionsgüter im Rahmen von Leasing-Verträgen an. Beim Händlerleasing wird der Kontakt des Kunden zur Leasing-Gesellschaft durch den Händler von Investitionsgütern hergestellt. Das Geschäft über diesen Vertriebsweg ist um 3 Prozent gewachsen. Sein Anteil liegt bei 59 Prozent.

Beim Direktvertrieb akquiriert die Leasing-Gesellschaft Kunden über den eigenen Außendienst. Das im Direktvertrieb erzielte Volumen im Mobilien-Leasing ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent zurückgegangen, der Vertriebsweg entwickelte sich damit unterdurchschnittlich. Trotz digitaler Kommunikationswege hat dieser Vertriebskanal unter den Kontaktreduzierungen bedingt durch die Corona-Schutzmaßnahmen gelitten. Das Direktgeschäft hat einen Anteil am gesamten Neugeschäft des Mobilien-Leasing von 25 Prozent.

Banken bieten Leasing als Alternative zum Kredit an. Über diesen Vertriebskanal wurde 1 Prozent mehr Neugeschäft erzielt als 2020. Ihr Anteil am Neugeschäft liegt bei 8 Prozent.

Der Vermittler akquiriert den Kunden und handelt mit ihm den Leasing-Vertrag aus, den er an die Leasing-Gesellschaft weiterreicht. Dieses Geschäft ist überdurchschnittlich um 5 Prozent gewachsen. Das Vermittler-Geschäft hat einen Anteil am gesamten Neugeschäft des Mobilien-Leasing von 8 Prozent.

Beim E-Commerce wird der Kontakt und zur Leasing-Gesellschaft bis zum Vertragsabschluss ohne Mitwirkung eines Händlers oder Vermittlers direkt über das Internetportal der Leasing-Gesellschaft hergestellt. Dieser Distributionskanal bietet die Möglichkeit, auch Objekte mit geringeren Anschaffungswerten wirtschaftlich vermarkten zu können. Der Anteil ausschließlich über das Internet ist mit unter 1 Prozent sehr klein und wird deshalb in der Grafik nicht ausgewiesen. Qualitative Beratung und persönliche Kundenbeziehung gehören eng zusammen. Digitale Dienste und Online-Angebote können gut ergänzen, die (gewerblichen) Kunden wollen jedoch in der Regel nicht auf eine persönliche Beratung verzichten.

Ausblick

Die Leasing-Wirtschaft ist moderat ins laufende Jahr gestartet. Das Neugeschäft (Leasing und Mietkauf) ist im 1. Quartal 2022 um rund 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen. Überdurchschnittlich gut entwickelten sich die Segmente Produktionsmaschinen, Medizintechnik sowie Luft-, Schienen- und Wasserfahrzeuge.

Die für die Leasing-Branche wichtige Autoindustrie leidet anhaltend unter dem Mangel an Vorprodukten. Das Angebot an Neufahrzeugen bleibt über alle Fahrzeugklassen hinweg angespannt. Neben der geringen Verfügbarkeit von Halbleitern gab es zwischenzeitlich auch Lieferschwierigkeiten bei Kabelbäumen, die in der Ukraine produziert werden. Erschwerend kommen die weiterhin gestörten Lieferketten und die drohenden Energieengpässe hinzu. Für das laufende Jahr wurden die Prognosen zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mehrfach gesenkt. Im Basisszenario gehen die Wirtschaftsforschungsinstitute im Schnitt von einem Anstieg des BIP von etwas über 2 Prozent im Gesamtjahr 2022 aus. Getrieben durch den Angebotsmangel sollten auch die Ausrüstungsinvestitionen kaum stärker wachsen. Bei allen Prognosen ist die Energieversorgung der „Elefant im Raum“. Eine Unterbrechung der Erdgaslieferung aus Russland wird nicht nur für weitere Preissteigerungen sorgen, sondern Produktionsstörungen nach sich ziehen. Eine Rezession im laufenden Jahr wäre damit unausweichlich.

Leasing-Wirtschaft als sichernder Anker

In diesem unsicheren Fahrwasser kommt der Leasing-Branche eine Funktion als sichernder Anker für ihre Kunden zu, die ihre Kunden bis zur Auslieferung neuer Wirtschaftsgüter unterstützt. Gleichzeitig führt die Objektkompetenz der Leasing-Gesellschaften zu einem optimierten Timing bei der Bestellung neuer Investitionsgüter.

Der Marktbericht ist dem BDL-Jahresbericht 2022 entnommen: jahresbericht.leasingverband.de/ 

 
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